Daten als Grundlage für mehr Nachhaltigkeit

Mehr Effizienz durch Gebäudeautomation

Nachhaltigkeit, Energiewende und Klimaschutz als fester Bestandteil der Firmenphilosophie? Mit 'Green solutions for a better climate' folgt die Wilo Gruppe diesem Selbstverständnis nicht nur bei den eigenen Produkten. Ein anspruchsvolles Bauprojekt, der neue Innovationsstandort Wilopark, greift diese Themen ebenfalls auf und verwirklicht sie auch in baulicher Hinsicht. Dabei kommt der Gebäudeautomation eine wesentliche Schlüsselrolle zu.
Rund 300Mio.€ hat die Wilo Gruppe in den Standort Dortmund investiert: Der Wilopark umfasst eine hochmoderne digitale Smart Factory, das Bürogebäude Pioneer Cube (im Bild), ein Kundenservicecenter, die Produktentwicklung und weitere Einrichtungen.
Rund 300Mio.€ hat die Wilo Gruppe in den Standort Dortmund investiert: Der Wilopark umfasst eine hochmoderne digitale Smart Factory, das Bürogebäude Pioneer Cube (im Bild), ein Kundenservicecenter, die Produktentwicklung und weitere Einrichtungen. – Bild: Wilo Gruppe

Der Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie, verbindet seine 150-jährige Tradition mit einer nachhaltigen Zukunftsvision. Mit dem Neubauprojekt Wilopark ist am Dortmunder Standort auf 20ha ein innovatives Konzept umgesetzt worden: Zur besseren und effizienteren Nutzung von Synergien unterschiedlicher Bereiche entsteht hier ein modernes Innovationszentrum aus Factory, Verwaltungs- und Produktionsbereichen sowie einem Networkingareal für den Austausch mit Kunden. Das Ziel: Energieeffiziente Gebäude, smarte und schlanke Produktion, Energieerzeugung aus regenerativen Quellen und die Umsetzung digitaler Prozesse für Mehrwerte auf Mitarbeiter-, Kunden- und Umweltseite. Zur Realisierung brauchte es vor allem eine ausgeklügelte Gebäudeautomation, für deren Konzeption und Umsetzung die Hermes Systeme GmbH MSR & Automatisierungstechnik an Bord geholt wurde und die auf Systemtechnik von Wago beruht.

Die technische Gebäudeausrüstung

Das Konzept des Wiloparks stellte für die Gebäudetechnik eine besondere Herausforderung dar: Die Aufgabe war, die einzelnen Bereiche so flexibel wie möglich zu gestalten und dabei die technische Gebäudeausrüstung so zu integrieren, dass sie auf heutige und vor allem zukünftige Ansprüche reagieren kann. Der besondere Fokus lag dabei auf Flächenneutralität, Flexibilität und Effizienz. Dafür wurden sämtliche Leuchten, Zähler, Präsenzmelder, Volumenstromregler, Pumpen, Verschattungsanlagen der Neubauten in die Gebäudeleittechnik (GLT) integriert. „Bei diesem Projekt sprechen wir von gut 6.500 Hardwaredatenpunkten und beinahe 100.000 virtuellen Datenpunkten“, berichtet Christian Nölker, Projektleiter-GLT bei Hermes Systeme. Das Unternehmen ist seit 30 Jahren spezialisiert auf Automatisierung und industrielle Elektroinstallation und war beim Projekt mit der Ausführung der HKL-Arbeiten, der Kessel- und Kältemaschinensteuerung sowie der Beleuchtung und Verschattung betraut. „Wir wollen alles jederzeit im Blick haben und benötigen Zugriff auf sämtliche Betriebs- und Diagnosedaten der Datenpunkte“, ergänzt Markus Kauling, der für die Versorgungstechnik und Energieversorgung bei Wilo verantwortlich ist. „Diese müssen also ansteuerbar sein. Jeder Datenpunkt generiert wertvolles Wissen für uns.“

Für die Steuerung der Gebäudeautomation setzen Wilo und Hermes Systeme auf das modulare I/O-System von Wago: 125 PFC200-Controller sind verbaut. – Bild: Hermes Systeme GmbH

Gebäudeautomatisierung als Schlüssel

„Damit sämtliche Daten zuverlässig und konsistent zur Verfügung stehen, setzen wir auf eine voll integrierte Automatisierungslösung und objektorientierte Programmierung“, erklärt Hermes-Projektleiter Nölker. Im Wilopark ist die komplette Steuerungsebene mit Wago-Produkten realisiert: Hermes hat insgesamt 125 Controller PFC200 aus dem modularen Wago I/O-System integriert. Mit der Vielzahl an unterstützten Protokollen meistert die Hardware eine der größten Herausforderungen in der GLT des Pumpenherstellers: Die Sensoren und Aktoren können über gut ein Dutzend unterschiedlicher Schnittstellen wie Modbus TCP, Modbus RTU oder Bacnet an die Controller angebunden werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gebäudeautomatisierung liegt im systematischen Maintenance-Management: Die aus den Datenpunkten generierten Betriebs- und Diagnosedaten können durch das übergeordnete Leitsystem als Störmeldungen ausgegeben werden. Dank dieser aufgeschalteten Störmeldungen kann die Haustechnik effizienter für eine gleichbleibend Qualität des Arbeitsumfelds und des Raumklimas sorgen.

Einheitliche Systemlandschaft

Auch wenn Wilo Verwaltungs- und Produktionsbereiche stark miteinander vernetzt hat; für die jeweiligen Gebäudeautomatisierung herrschen unterschiedliche Herausforderungen: „Im Office-Bereich unterstützt uns die GLT bei der effizienten Umsetzung von flexiblen Arbeitsplatzkonzepten“, erklärt David Wiethölter, Ingenieur der technischen Gebäudeausrüstung bei Wilo. „Jeder Arbeitsplatz ist in Sachen Licht, Schatten, Wärme oder Luftzufuhr sehr individuell regelbar. Im Factory-Umfeld herrschen andere Anforderungen. Hier gilt es im Hinblick auf die hochempfindliche Elektronik möglichst für konstante Raumluftqualität zu sorgen.“ Nölker legt das aus Sicht des Systemintegrators dar: „Für die Smart Factory von Wilo haben wir die gut 55.000m² Fertigungsfläche in Raster aufgeteilt. Jede Leuchte ist einem bestimmten Rastersegment zugeordnet. Einzelne Segmente lassen sich zu Bereichen zusammenfassen und verfügen dann über ein gemeinsames Lichtszenario.“ Auf dieser Grundlage und dank der Wago Steuerungen kann Wilo die einzelnen Produktionsinseln unter Berücksichtigung von anstehender Auftragsart und Auslastung flexibel einrichten und gleichzeitig energieeffizient betreiben. Für die Erstellung der Automatisierungsprogramme nutzt Hermes die Softwareplattform e!Cockpit. „Schon im Engineering hat sich gezeigt, wie effizient wir aufgrund der einheitlichen Wago Systemlandschaft sind“, erläutert Nölker und führt aus: „Oft genutzte Objekte wie Leuchten, Pumpen, Lüfter, Frequenzumrichter aber auch Funktionen oder Funktionsbausteine sind zur einfachen Wiederverwendung in Bibliotheken organisiert und werden für die Automatisierungsprogramme als Instanzen genutzt. Wird ein Objekt funktional erweitert, geschieht das zentral in der Bibliothek und anschließend steht diese Funktion in allen verwendeten Objektinstanzen zur Verfügung.“

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Autor | Stephan Lampe, Projektvertrieb im Business Development Building, Wago GmbH & Co. KG

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