Analogabschaltung:
Schwarzen Bildschirm im Krankenhaus vermeiden
Die TV-Versorgung von Patienten ist für die rund 2.100 öffentlichen und privaten Krankenhäuser in Deutschland elementar. Daher ist es umso verwunderlicher, das sich ein erheblicher Teil der Krankenhäuser bisher kaum auf das Ende des analogen Satellitenfernsehens eingestellt hat. Nachfragen bei Fachleuten und Verbandsvertretern deuten auf teilweise erhebliche Wissenslücken in den Kliniken hin. Das Beispiel des Katholischen Klinikums Mainz (kkm) gibt einen aktuellen Einblick.
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Wohnungsverwaltungen und Eigentümergemeinschaften für den Aufbau einer unabhängigen TV-Versorgung entschieden. Sinkende Kosten und immer leistungsfähigere Technik begünstigen diese Entwicklung. Die Betreiber folgen dabei einem Trend, den Krankenhäuser und Altenheime aus Kostengründen schon teilweise seit Jahrzehnten praktizieren.
Kopfstellenumrüstung: Massive Probleme
Der ZVEI-Fachverband Satellit & Kabel geht konservativ von immer noch 40.000 umzurüstenden analogen oder teilweise noch analogen Kopfstellen aus. Wichtigste Zielgruppen sind Hotels, Krankenhäuser, Altenheime und die Wohnungswirtschaft. Bei niedrig angesetzten durchschnittlichen Investitionen von 3.000 Euro je Kopfstelle entspricht dies einem Volumen von mindestens 120Mio. Euro. Allerdings ist bei vielen Betroffenen das Thema nicht angekommen oder dauern die Entscheidungen, wie etwa in der Wohnungswirtschaft und bei Hotels, extrem lang. Dieses Zögern bereitet inzwischen auch Johann Peter Pfeifer, Sprecher des Bereichs ‚Informationstechnik‘ im ZVEH ernsthafte Sorgen. Immer mehr Vertreter von Installationsbetrieben, wie etwa der Geschäftsführer der Antennentechnik Redmann aus Mainz Wolfgang Kerz rechnen damit, dass sich die Umrüstung dieser 40.000 Anlagen sogar bis ins Jahr 2013 hineinzieht. Hierfür gibt es konkrete Gründe. Mit Kopfstellen befassen sich immer weniger Fachbetriebe. Hinzu kommen Fachkräftemangel und das diese Betriebe bereits gut mit Aufträgen ausgelastet sind. Auch die Hersteller von Kopfstellentechnik empfehlen dringend rasch zu bestellen und umzurüsten. Kein Hersteller legt sich derzeit wegen der zögerlichen Haltung größere Lagerbestände an. Zudem verschärfen Lieferengpässe bei dringend benötigten Komponenten die Situation. Die Bestellzeit liegt derzeit je nach Chiphersteller zwischen vier und sechs Monaten.
Katholisches Klinikum Mainz
Im Großraum Mainz spielt das Katholische Klinikum Mainz (KKM) mit seinen zwei Standorten St. Hildegardis-Krankenhaus und St. Vincenz/Elisabeth Hospital eine signifikante Rolle bei der Schwerpunktversorgung. Mit seinen zertifizierten Fachzentren sowie weiteren 15 Fachabteilungen, 717 Betten und über 1.500 Beschäftigten versorgt es jährlich rund 44.000 Patienten ambulant und stationär. Gerade für die Betreuung stationärer Patienten sind attraktive TV-Programme wichtig. Seit mehr als 15 Jahren versorgt eine analoge Kopfstelle des Klinikums den gemeinsamen Standort St. Vincenz und Elisabeth Hospital. Der Technische Leiter Thomas Wiebe befasst sich seit der Light & Building 2008 mit der Analogabschaltung. Doch rückte das drängende Thema durch Umbauten und den Klinikalltag lange Zeit in den Hintergrund. Nach einer Ausschreibung im Jahr 2010, der Bewertung der eingegangen Angebote und Nachverhandlungen erhielt schließlich die Antennentechnik Werner Redmann den Auftrag für die Umrüstung. Der Mainzer Fachbetrieb hatte schon in den 90er-Jahren die alte analoge Wisi-Kopfstelle eingerichtet.
Entscheidungskriterien aus Krankenhaussicht
Grundsätzlich gibt es beim Aufbau einer digitalen Versorgung eines Krankenhauses über eine Kopfstelle verschiedene technische Alternativen. Die Kanalaufbereitung der digitalen QPSK-Satellitensignale in PAL, eine volldigitalisierte Kanalumsetzung in QAM-Signale, eine Mischform aus den beiden Alternativen. Hinzu kommen noch Möglichkeiten, etwa mit dem Doppelmodulator OH88 H des Kopfstellensystems OH von Wisi, unverschlüsselte und verschlüsselte Satelliten TV-Sender in SD- und HD-Qualität zu empfangen und in das COFDM-Format für den Empfang auf modernen TV-Geräten mit integrierten DVB-T-Tunern zu wandeln. Bei der technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser Alternativen ist für das Krankenhausmanagement der Versorgungszweck wichtig, die Grundversorgung der Patienten mit TV- und Hörfunkprogrammen muss sichergestellt sein. Weitere wichtige Aspekte sind die vorhandene Infrastruktur, Wirtschaftlichkeit, potentielle Störungen während des Umbaus und die Zukunftssicherheit.
Re-Analogisierung als Lösung
Nach einer Analyse mit dem Fachbetrieb entschieden sich Wiebe und Bernhard Kessel, Werkstattleiter Elektro des Klinikums, für den Einbau des neuen Wisi-Kopfstellensystems OH. Dabei ließ sich das vor rund zehn Jahren komplett auf den neusten Stand gebrachte Leitungsnetz des Krankenhauses weiter nutzen. Mit Modulen dieses Kopfstellensystems, wie zum Beispiel OH 76 mit CI, lässt sich ein freies oder verschlüsseltes digitales Satellitenprogramm aus dem Transponderstrom in PAL aufbereiten und an die TV-Geräte in den Krankenhauszimmern weiterleiten. Diese Lösung, auch Re-Analogisierung genannt, hat ihren Charme, denn für den Empfang ist kein Digitalreceiver auf den Krankenzimmern notwendig. Übrigens ein wichtiger Grund, warum die meisten Wohnungsbauunternehmen bei der Umrüstungslösung von den Installationsbetrieben neben der Digitalversorgung auch eine Re-Analogisierung fordern.Das neue Wisi-Kopfstellensystem OH bietet leistungsstarke Technik, ist kompakt in seinen Abmessungen, modular aufgebaut, lässt sich jederzeit flexibel erweitern. So kann der Betreiber durch den Austausch der eingesetzten Module in der Basiseinheit in kürzester Zeit die Anlage auf den reinen Digitalempfang umstellen. Selbst ein möglicher späterer Upgrade in IPTV, etwa mit dem Wisi-System Streamline, lässt sich für Privatpatienten, wie von Wiebe bereits überlegt, realisieren.
Installation an einem Arbeitstag
Die Antennentechnik Werner Redmann richtete die neue Kopfstelle im Juni 2011 nach Vorarbeiten an einem einzigen Arbeitstag ein. Alle Patienten konnten noch am gleichen Abend das live übertragene WM-Spiel des deutschen Frauenfußballteams sehen. Die Anlage läuft seither problemlos. Die zwei Basiseinheiten OH 50 sind mit 24 Modulen des Typs OH 76 und dem Fernüberwachungsmodul OH 51 bestückt. Die Satellitenempfangsanlage auf dem Dach und die Verteilinfrastruktur am Standort ließen sich problemlos weiter nutzen. Die Patienten haben aktuell die Wahl zwischen 25 deutschen und internationalen TV-Programmen in deutlich besserer Bildqualität sowie zwölf regionalen Hörfunksendern. Zudem speist das Krankenhaus noch einen Infokanal und einen Kanal aus der Kapelle ein. Die Gesamtinvestitionen in die Kopfstelle und Arbeitskosten lag bei 13.000 Euro. Das Fachunternehmen übernimmt zudem die Wartung und den Betrieb. Die Kopfstelle am zweiten Mainzer Standort St. Hildegardis-Krankenhaus soll laut Wiebe nun im Januar 2012 mit der Umrüstung folgen.