PC-based Control verbindet Gebäude und Fertigung

Smarte Planung und durchgängige Automation

Das jüngste Werk der Firma Pollmann, Hersteller von Schiebedach-Kinematiken und elektromechanischen Türschlossern, steht im österreichischen Vitis und wurde mit einem digitalen Zwilling virtuell geplant. Mit den wichtigsten zu erwartenden Kennzahlen gefüttert, konnten Planer und Errichter zusammen mit dem Bauherrn die realen Abläufe im 3D-Modell durchspielen, im Vorfeld optimieren und mit PC-based Control von Beckhoff durchgängig umsetzen. Das Ergebnis ist eine intelligente Vernetzung von Maschinen- und Industriebau.
Freuen sich über eine gelungene Vernetzung von Maschinen- und Industriebau (v.l.n.r.): Rainer Hobiger (Leitung Facility Management, Pollmann), Manfred Jäger (Leiter des Werks Vitis, Pollmann), Robert Pollmann (Geschäftsführender Gesellschafter, Pollmann International), Thomas Führer (Leitung des Geschäftsbereichs Gebäudeautomation, Stiwa), Christian Pillwein (Branchenmanager Building Automation, Beckhoff Österreich) und Harald Setka (Architekt, Peneder).
Freuen sich über eine gelungene Vernetzung von Maschinen- und Industriebau (v.l.n.r.): Rainer Hobiger (Leitung Facility Management, Pollmann), Manfred Jäger (Leiter des Werks Vitis, Pollmann), Robert Pollmann (Geschäftsführender Gesellschafter, Pollmann International), Thomas Führer (Leitung des Geschäftsbereichs Gebäudeautomation, Stiwa), Christian Pillwein (Branchenmanager Building Automation, Beckhoff Österreich) und Harald Setka (Architekt, Peneder).Bild: Pollmann

Geschlossene Regelkreise

Allein die geschlossenen Regelkreise zwischen Produktion, Logistik und Gebäudetechnik senken die Energiekosten deutlich. Christian Pillwein führt hier die bedarfsgerechte Lüftung als Beispiel an: Die intelligente Verknüpfung der Fertigung mit der Gebäude- und Energieversorgung stellt sicher, dass nur so viel Luft in die Halle eingeblasen wird, wie aufgrund der momentan aktiven Maschinen tatsächlich notwendig ist. Denn aufgrund von Umrüstzeiten oder Wartungen sind fast nie alle Maschinen gleichzeitig in Betrieb. Selbst bei vorbildlich agierenden Unternehmen liegt die Gesamtanlageneffektivität bei durchschnittlich 75 Prozent. „Die Differenz von 25 Prozent birgt enormes Energiesparpotenzial und lässt sich mit einer bedarfsorientierten Regelung der Gebäudeautomation sehr gut heben“, weiß Thomas Führer. Hardwareseitig läuft das Regelungsgeschehen bei Pollmann über Beckhoff-Komponenten. Als Leitstand-Server befindet sich ein Schaltschrank-Industrie-PC C69xx im Einsatz, während die HKL-Zentrale, die Lüftung sowie die Raumautomation über fünf Embedded-PCs CX50xx gesteuert werden. Die diversen Sensoren und Aktoren werden über rund 700 Ethercat- und Busklemmen von Beckhoff sowie über Subsysteme wie KNX, M-Bus und MP-Bus sowie Modbus TCP und RTU in PC-based Control und Twincat eingebunden. „Die Herausforderung bei diesem Projekt war, ein bedarfsorientiertes, intelligentes Regelungskonzept zu entwickeln, das die Fertigungs- mit der Gebäudeautomation vereint“, betont Pillwein. Da Pollmann in beiden Bereichen auf PC-based Control setzt, war dieser technologische Schulterschluss möglich. „Wir können nicht nur die gebäudetechnischen Anlagen über-wachen und regeln, sondern auch Betriebsdaten in Echtzeit erfassen“, erklärt Thomas Führer, worüber sich vor allem Rainer Hobiger, Leiter Facility Management des neuen Standorts, freut: „Über unser Online-Werkscockpit sehen wir, welche Maschinen laufen und wie gut sie dies tun.“ Denn ein plötzlich auftretender erhöhter Energieverbrauch kann nur zwei Dinge bedeuten: Eine höhere Stückzahl oder Verschleiß. „Da sich auch die Stückzahlen nachverfolgen lassen, können wir nach einem kurzen Soll-Ist-Vergleich sofort die Instandhaltung schicken“, sagt Hobiger.

Nachhaltige Herangehensweise

Neben der auslastungsabhängigen Belüftung sorgen weitere Maßnahmen für einen nachhaltigen Umgang mit Energie: Die Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes hält die solaren Einträge und damit den Energiebedarf zum Kühlen gering. Die Abwärme der Spritzgießanlagen wird am gesamten Standort zur Raumtemperierung genutzt; die Abwärme aus der Antriebskühlung direkt, aus der Werkzeugkühlung indirekt über Kältemaschinen. Aus den Kältemaschinen selbst und den Druckluft-Kompressoren wird ebenfalls Wärme rückgewonnen. „In Summe waren bei uns mehrere Temperaturkreisläufe von der eingesetzten Technik unter einen Hut zu bringen“, erklärt Werksleiter Manfred Jäger, warum Pollmann für die Realisierung dieses Projekts unbedingt einen – wie er es ausdrückt – „Gebäudeautomatisierer wollte, der auch die Industriebrille aufhat“.

Industriestandard im Gebäude

„Für mich ist Hardware vor allem Mittel zum Zweck, um in Kombination mit Software bestimmte Abläufe zu schaffen und Nutzen zu stiften“, sagt Thomas Führer. Er will die Hardware möglichst wenig spüren; sie soll einfach funktionieren. „Beckhoff bietet ein interessantes, auf einem Industriestandard basierendes Technologieportfolio, das ebenso für integrale Gebäudeautomation prädestiniert ist. Denn mit PC-based Control ist man in alle Richtungen völlig offen.“ Ein Beispiel: Für Analysen oder Wenn-dann-Algorithmen nutzt Stiwa mittlerweile Oracle-Datenbanken, die im Hintergrund auf den Beckhoff Industrie-PCs laufen. Führer lobt die Offenheit auch in Richtung der Feldebene: „Jede Feldkomponente, egal welchen Herstellers, ist über eine entsprechende Schnittstelle oder über ein entsprechendes Bussystem in die Gesamtlösung integrierbar“. Mehr als 400 verschiedene Ethercat-Klemmen tragen mit dazu bei. Beckhoff selbst war bei Pollmann bereits vor dem Neubau-Projekt bekannt. „Wir sind gemeinsam groß geworden“, erinnert sich Manfred Jäger an die ersten gemeinsamen Projekte. Nun geben Steuerungen von Beckhoff bei Pollmann nicht mehr nur bei einzelnen Maschinen den Takt vor, sondern auch bei der zentralen Gebäudeautomation des Werks II in Vitis.

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Autor | Stefan Ziegler, Editorial Management PR, Beckhoff Automation GmbH & Co. KG,

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