Wie Sport- und Mehrzweckhallen Energiekosten sparen: Intelligente Beleuchtung statt Flutlicht
War der Ball im Aus oder nicht? Es ist ärgerlich, wenn die Lichtverhältnisse so schlecht sind, dass kein eindeutiges Urteil gefällt werden kann. Ärgerlich und zugleich teuer ist es aber auch, wenn eine taghelle Sporthalle zusätzlich beleuchtet wird. Die Stadt München hat sich konsequent für gesteuerte Beleuchtung entschieden. „Bei allen Um- und Neubauten von Turnhallen werden ausschließlich energiesparende Leuchtmittel eingesetzt“, erklärt Rainer Büder, Oberbauleiter beim Baureferat, der verantwortlichen Abteilung für die elektrischen Anlagen in öffentlichen Gebäuden in München. Neben Energiesparlampen gehören auch Tageslichtfühler und Bewegungsmelder zu den neuen Standards. „Ein neues, intelligentes Beleuchtungssystem kann sogar bis zu 80% der Kosten einsparen“, sagt Energiesparexperte Richard Chambers.
„Bisher haben viele Sporthallenbetreiber einfach die DIN EN-Normen in Bezug auf die Leuchtstärke umgesetzt und fertig“, sagt Richard Chambers. Der irischstämmige Unternehmer ist seit mehr als 25 Jahren weltweit auf der Suche nach Konzepten, die dabei helfen, Energie und Kosten zu sparen. „Was dagegen bei vielen Verantwortlichen noch nicht genügend beachtet wird, sind die Möglichkeiten, wie man den Stromverbrauch reduzieren kann.“ Die Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden wie Sporthallen stellt einen großen Kostenfaktor dar. Gleichzeitig muss das Licht in Turnhallen verschiedenen Ansprüchen genügen, die je nach Sportart unterschiedlich sind. Gleichmäßig soll es auf die Spielfläche verteilt und blendfrei sein. Zudem sollte das Licht durch Kontrast den Ball vom Hintergrund abheben. Wichtig ist vor allem auch, dass die Leuchtmittel ballwurfsicher sind. „Die Anforderungen, die an die Beleuchtung in Sporthallen gestellt werden, sind abhängig von ihrer Nutzung“, sagt Büder. „Es gelten bestimmte Regeln für Beleuchtungsstärken, die sich nach der Sportart richten, aber auch nach der Liga des Vereins, der u.a. die Halle nutzt und ob die Halle z.B.l noch Tribünen hat oder auch für Veranstaltungen genutzt wird.“ Die genauen Lichtstärken sind in der DIN EN12193 festgehalten, anhand der die Beleuchtung installiert wird. „Es gibt drei Beleuchtungsklassen, die vom Schulsport/Freizeit über Training, lokale, regionale und nationale/internationale Wettbewerbe die unterschiedlichen Wettbewerbsniveaus abdecken“, erklärt Büder. „Diese Klassen teilen sich auf in 300, 500 und 750lx, wobei der höchste Wert für nationale und internationale Wettbewerbe gilt.“
Stadt München: Energiesparen in Turnhallen
Bei der Stadt München wird ein sorgsamer Umgang mit Energie großgeschrieben. Bei allen Neubauten und Umbauten von Turnhallen werden gesteuerte Beleuchtungssysteme installiert. „Z.B. haben wir in allen Turnhallen Bewegungsmelder eingebaut. Wenn sich 3 bis 5min. lang niemand in der Halle bewegt, werden die Lichter automatisch ausgeschaltet“, erläutert Büder. „Ebenso sind auch Tageslichtfühler installiert: In dem Fall kann die Beleuchtung gar nicht eingeschaltet werden, wenn in der Halle durch das Tageslicht genügend Helligkeit vorhanden ist.“ Sollte ein Lehrer trotzdem zusätzliche Beleuchtung wünschen, muss er über einen Schlüsselschalter die Lampen ‚freischalten‘. Dies wird durch eine Gruppensteuerung für die ganze Halle, oder bei Drei-Fach-Turnhallen durch eine Gruppensteuerung je Einzelhalle gelenkt. Zudem ist in Umkleidekabinen ein Bewegungsmelder Standard.
Einzelsteuerung statt Gruppensteuerung
„Die Einsparbemühungen der Stadt München sind bisher absolut vorbildlich gewesen“, lobt Chambers. Aber der Energiesparexperte hat noch weitere Verbesserungsvorschläge in seiner Trickkiste: „Die neuesten Entwicklungen machen es jetzt möglich, jede einzelne Lampe zu programmieren. Bei unserer AS-Serie hat jede Leuchte eine eigene Intelligenz.“ Wenn etwa abends nur in einem kleinen Teil der Halle Volleyball gespielt werde, würden nur die tatsächlich gebrauchten Leuchten brennen – alle anderen würden sich herunterdimmen oder abschalten, je nach Programmierung der einzelnen Lampen. „Das ist zum einen finanziell lohnend, weil nur dort Licht brennt, wo es tatsächlich gebraucht wird“, so Chambers. „Aber auch technisch ist diese Methode vorteilhaft, denn wo bringen Sie bei einer Zentralsteuerung den Sensor am besten an?“ Platziert man den Messfühler zu nahe am Fenster, kann es passieren, dass es weiter hinten in der Halle zu lange dunkel bleibt. Das umgekehrte Problem ergibt sich, wenn der Sensor in der hintersten Ecke der Halle untergebracht ist: Denn dann würde sich die ganze Beleuchtung auch anschalten, wenn nahe den Fenstern eigentlich noch genügend Tageslicht vorhanden wäre.
Dimmschaltung: Sparpotenzial direkt proportional zur Helligkeit
Auch eine gewünschte Mindesthelligkeit kann bei modernen Leuchten eingestellt werden. Die AS-Serie ist zertifiziert nach der DIN18 032-3:1997-04 Sporthallen, Hallen für Turniere und Spiele und Mehrzwecknutzung, Prüfung der Ballwurfsicherheit. Bei der AS-Serie wird nur 5% der verbrauchten Energie in Wärme umgesetzt. Nach einer Stunde Brennzeit liegen die Leuchten bei einer Temperatur, die 10 bis 11°C über der Umgebungstemperatur liegt. Dies ermöglicht bei Bedarf eine Montage direkt an der Decke. „Ein weiterer Vorteil liegt in der langen Lebensdauer der Leuchtmittel: Sie halten bis zu 24.000 Brennstunden im Dauerbetrieb“, erläutert Chambers. Durch Ein- und Ausschalten wird diese Spanne praktisch nicht beeinflusst, wobei im Dimmbetrieb die Lebensdauer sogar verlängert wird. Durch das gestiegene Bewusstsein der Gemeinden für energiesparende Maßnahmen werden zukünftig intelligente Energiekonzepte eine noch größere Relevanz auch im kommunalen Bereich erhalten.
Kasten: Informationen
Die Stadt München betreibt derzeit 467 Sport- und Mehrzweckhallen. Laut einem Beschluss des Münchner Schul- und Sportausschusses vom 26. November 2008 stehen im Zeitraum 2009 bis 2013 40Mio. Euro zur Verfügung, die dem Abbau des Investitionsstaus auf städtischen und Vereinssportanlagen dienen sollen. Davon entfallen insgesamt 25Mio. Euro auf die städtischen Sportanlagen.