Aktive Objekt- und Infrastruktursysteme

Aktive Objekt- und Infrastruktursysteme

Ausgereifte Alarmanlagen und umfangreiche Sensoren werden neben Hochleistungskameras herkömmlich zum Einbruchdiebstahl- und Infrastrukturschutz eingesetzt. Die Tat wird gemeldet, der Täter häufig bildlich erfasst und registriert oder mit Spezialtinte zur späteren Fahndung markiert. Doch in der Zeit zwischen Alarmauslösung und Eintreffen der alarmierten Eingreifkräfte können Täter ungehindert stehlen und zerstören. Aktive Objekt- und Infrastruktursysteme schließen diese Sicherheitslücke.
Täter nutzen die Tatsache, dass Alarm- und Videosysteme sie passiv registrieren, ohne sie aktiv von ihrer Tat abzuhalten. Tatzeugen greifen aufgrund der Gefährlichkeit der direkten Konfrontation meistens nicht ein, allenfalls alarmieren sie die Polizei. Diese Sicherheits­lücke konnte in den letzten Jahren durch die sich am Markt immer stärker etablierenden ‚Aktiven Objekt- und Infrastrukturschutzsysteme‘ geschlossen werden. Die Innovation dieser Systeme ist, die Täter aktiv durch Behinderung oder Beeinträchtigung des Wohlbefindens an der Tatdurchführung zu hindern. Zu diesen aktiven Schutzsystemen zählen neben Raumvernebelungssystemen auch Reizgasschutzsysteme verschiedener Hersteller, für die sich zur Zeit die DIN-Norm ‚Aktive Objekt- und Infrastruktursysteme‘ in Vorbereitung befindet. Raumvernebelungs- und Reizgasschutzsysteme werden als Zusatzeinrichtung an herkömmlichen Alarmsystemen gemäß VdS-Richtlinie 2311 angeschlossen und von diesen angesteuert und im Alarmfall aktiviert. Zur Erzielung einer dosierten Wirksamkeit müssen die Systeme in ihrer Leistung der Raumgröße entsprechen und im gesicherten Bereich installiert werden. Die sofortige aktive Abwehr- und Schutzfunktion schließt die Sicherheitslücke zwischen Alarmauslösung und Eintreffen der Polizei.

Raumvernebelungssysteme

Raumvernebelungssysteme haben in Verbindung mit einer Einbruchmeldeanlage (EMA) das Ziel, abzuschrecken sowie im Einbruchfall die Orientierung der Täter in Räumen soweit einzuschränken, dass Diebstahl und Vandalismus behindert werden. Bei Alarmauslösung der EMA wird das Raumvernebelungssystem aktiviert, das in einem meist dauerhaft vorgeheizten Verdampfer ein Aerosol verdampft und als Nebel (ähnlich dem Disconebel) ausgeblasen wird. Zur Vermeidung von Verwechslungen mit Brandrauch sollen Vernebelungsanlagen der Feuerwehr und Polizei gemeldet werden. Bei einer Alarmauslösung soll innerhalb von 10s sofort der Raum vernebelt sein. Hierzu ist ein relativ hoher Energieaufwand zur Verdampfung des Aerosols ebenso erforderlich wie ein Wartungsaufwand zur Verhinderung der Aero­sol-Verharzung. Als nachteilig kann auch angesehen werden, dass manche Aerosole sich als ‚Fettfilm‘ im Raum verteilen und die Anlagen ohne Vorwarnung bei jedem Alarm – auch bei Fehlalarm – Nebel auslösen. In Folge der Orientierungslosigkeit besteht eine – wenn auch geringe – Verletzungsgefahr für den Täter. Warnaufkleber sollen auf das Vorhandensein derartiger Anlagen nicht nur hinweisen, sondern auch abschreckend wirken.

Reizgasschutzsysteme

Reizgasschutzsysteme haben als Zusatzeinrichtung einer Alarmanlage das Ziel abzuschrecken und durch Reizgasfreisetzung den Täter vom gesicherten Bereich fernzuhalten oder zu vertreiben bis die Eingreifkräfte am Tatort eintreffen. Auch hier weisen Warnaufkleber auf das Vorhandensein des Abwehrsystems hin, zusätzlich verfügen zulässige Reizgasschutzsysteme über eine mehrsprachige akustische Warnung sowie über eine abgestufte dosierte Reizgas-Abwehr, die der Täter durch die
Intensität seines Handelns beeinflusst.

Arbeitsweise

1. Dringt der Täter in den gesicherten und überwachten Bereich ein, löst er Alarm aus und aktiviert das Reizgasschutzsystem. Das Reizgasschutzsystem beginnt mit seiner akustischen mehrsprachigen Warnansage und aktiviert sei­ne Reizgasauslöse-Sensorik. Bleibt der Täter stehen oder flüchtet er oder handelt es sich um einen Fehlalarm, wird nur fortlaufend vor der Reizgasauslösung gewarnt, oh­ne dass es automatisch zu einer Auslösung kommt.
2. Ignoriert der Täter die Warnansage und dringt in den mit Reizgas gesicherten Bereich ein, erfassen ihn die Reizgasauslöse-Sensoren und er löst durch seine Körperbewegung Reizgas aus. Innerhalb von 4s wird der Raum mit Gas in der erforderlichen Konzentration angereichert und muss zwingend verlassen werden. Das dosierte und zur Personenabwehr zugelassene Reizgas verhindert für 20min ein erneutes Betreten und neutralisiert sich selbsttätig, ohne dass es einer Reinigung bedarf. Kehrt der Täter zurück, löst er eine erneute Reizgasfreisetzung aus. Die akustische Warnansage bleibt so lange aktiv, bis die EMA und damit das Reizgasschutz­system abgeschaltet werden. Die akustische Warnansa­ge warnt den Eigentümer bei Fehlalarm, sie warnt den Täter vor der Abwehr und die Eingreifkräfte sowie unbeteiligte Dritte vor einem Betreten bei aktiviertem Alarm. Ne­ben der Warnfunktion hat die akustische Warnansage auch eine äußerst verunsichernde Funktion während der Tatdurchführung. Der Täter, dem die Zeit wegläuft, muss überlegen: „Wer spricht? Was wird gesagt? Wie gefährlich ist das Gas?“. Er weiß auch nicht, ob er unter Reizgaseinwirkung die Tat vollenden und flüchten kann. Die meisten Täter brechen ohne Reizgasauslösung die Tat ab.

Zulässigkeit

Aktive Objekt- und Infrastruktursysteme dürfen bei ihrem Einsatz die Orientierung sowie das Wohlbefinden (durch zeitweilige Reizwirkung) des Täters einschränken, sie dürfen aber nicht den Täter verletzen. Grundlage hierfür sind die in deutsches Recht umgesetzten Artikel 2 und 8 der Konvention zum Schutz der Menschenrechte, die sicherstellen, dass die Gesundheit des Täters als Menschenrecht ein höheres Rechtsgut darstellt als der Schutz des Eigentums als Sachwerteschutz. So müssen die zur Abwehr eingesetzten Mittel zur Personenabwehr zulässig sein und die Abwehr darf nicht fallenartig sein: Der Täter muss sich einer Abwehr entziehen können und die Kombination von Reizgas und Nebel ist nicht erlaubt.

Produkte

Die Sidag GmbH, ein Hersteller von Reizstoffschutzsystemen, hat in den letzten acht Jahren weit über 1.000 Objekte hauptsächlich mit ihrem Wandanbausystem ZR 010 und ihrem Deckeneinbausystem DZD 010 ausgestattet. Das deutlich sichtbare Wandanbausystem ZR 010 wird aufgrund seiner Sichtbarkeit und der damit verbundenen Abschreckung bevorzugt im gewerblichen Bereich eingesetzt. Der DZD 010 wird verdeckt in Zwischendecken, Wänden oder Schränken installiert und das Reizgas über eine Leitung und Düse freigesetzt. Sichtbar sind beim DZD 010 nur Austrittsdüse, Lautsprecher und Reizstoffauslöse-Bewegungsmelder. Beide Systeme arbeiten mit 400ml Reizstoffbehälter, der für Raumgrößen von bis zu 300m³ ausreichend Schutz bietet. Der Anschluss erfolgt entsprechend der VdS-Richtlinie 2311 als Zusatzbauteil an die potentialfreien Relaiskontakte für das Scharfschalt- und Alarmsignal. Die Einsatzgebiete reichen vom Supermarkt, Zigarettenhandel, Optiker, Spielhallen, Arztpraxen, Reifenhandel, Discothek, Golfplätze, Büros, Museen und sensibler Infrastruktur, z.B. Radarstationen, bis hin zu privaten Anwendungsbereichen. Aktive Objekt- und Infrastruktursysteme sind bei Einhaltung der Einsatzkriterien eine wertvolle, weil hilfreich ergänzende Zusatzeinrichtung für Einbruchmeldeanlagen, die die Sicherheitslücke zwischen Alarmauslösung und Eintreffen der Eingreifkräfte schließen.

SIDAG GmbH
www.sidag.de

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