Schrittweise strukturiert vorgehen
Für den systematischen Aufbau von GA-Systemen können Prüforganisationen unabhängige Orientierungshilfen zur Verfügung stellen. Der Tüv Süd hat dafür den ‚Handlungsleitfaden Gebäudeautomation‘ entwickelt. Dieser zeigt ein strukturiertes Vorgehen auf und enthält eine achtstufige Schritt-für-Schritt-Anleitung. Der Leitfaden steht kostenlos im Internet als White Paper zum Download bereit. Im Idealfall sollte die qualitätsgesicherte Planung der GA damit beginnen, die Ziele festzulegen und auch die Art sowie den Umfang von Beauftragungen klar zu definieren. Dazu müssen zunächst die zu erbringenden Leistungen benannt werden. Denn bestimmte Leistungen werden in der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) aufgeführt, andere wiederum sind dort nicht aufgelistet. Dennoch kann es sich lohnen, Leistungen außerhalb der HOAI auszuwählen und ebenfalls zu beauftragen. So z.B. die Integrationsplanung, mit der ein Fachplaner beauftragt werden sollte, um bei der Integration der GA von Beginn an auf Qualität zu setzen.
Fehlerfreie Funktion und Effizienz
Damit die GA-Systeme zuverlässig und wirtschaftlich arbeiten, ist die Überprüfung aller Funktionen und der Effizienz ein weiterer wichtiger Schritt. Diese Aufgaben übernimmt das Technische Monitoring (TMon). Als Überwachungstool vergleicht es die Soll-Werte mit den Ist-Werten der TGA und überprüft systematisch die Performance und die Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Der Tüv Süd hat dafür die sogenannte Test Box entwickelt, die alle Daten aus dem GA-Netzwerk sammelt und in einem digitalen Prüfstand bewertet. Das TMon kann auch über längere Zeiträume zum Einsatz kommen. Ziel der Überwachung ist es, die Schwachpunkte und fehlerhafte Funktionen klar zu identifizieren, um im nächsten Schritt die Leistungen der GA-Systeme zu optimieren und – falls nötig – den Wünschen der Nutzer anzupassen.
Praxisbeispiel: TGA-Optimierung im Bürogebäude
Ein Finanzdienstleister hat Tüv Süd z.B. beauftragt, die veraltete TGA eines Gebäudes mit über 100 Büros im Rhein-Main-Gebiet zu optimieren und für die Zukunft zu rüsten. Das Gebäude wird gerade vollständig saniert. Bei den GA-Systemen ergibt sich folgendes Bild: Eine viel zu träge Raumautomation bietet nicht den gewünschten Komfort. Daher werden die Raumautomation und die Kälteanlagen des Bürogebäudes beobachtet. Ein weiterer Mangel ist, dass die Lüftungstechnik nicht optimal arbeitet. Die Luftqualität in den Büroräumen ist unzureichend, was auf fehlende Luftmengen zurückzuführen ist. Auch die drei Kältemaschinen mit ihren vier Rückkühlwerken und der Kälteverteilung stehen unter Beobachtung, weil der Betreiber das Zusammenspiel durch die z.B. zu hohen Taktraten beanstandet hat. Die Experten von Tüv Süd setzen das TMon ein. Die Test Box sammelt alle relevanten Daten im GA-Netzwerk, die im digitalen Prüfstand bewertet werden. Alle zwei Wochen werden die Ergebnisse mit den Beteiligten abgeglichen. Detailanalysen zum Ist-Zustand der GA-Systeme sind damit möglich. Auf Basis der Ergebnisse werden die Systeme des Bürogebäudes zurzeit auf den neuesten Stand gebracht. Die Optimierung der TGA in dem Bürogebäude ist ein Pilotprojekt. Auf Basis dessen sollen einheitliche Standards für die Zukunft von tausenden Büroräumen und den wesentlichen technischen Anlagen des Finanzdienstleisters entwickelt und festgelegt werden. Diese Standards sollen auch in anderen Gebäuden und an weiteren Standorten des Kunden bei dort geplanten GA-Projekten umgesetzt werden.
