ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage

Stabilisierung auf hohem Niveau

Vergleich der Konjunkturindikatoren (Februar 2020 bis Februar 2022) – Bild: ZVEH

Trotz Corona und anhaltender Lieferengpässe vermelden die elektrohandwerklichen Betriebe weiterhin eine gute Geschäfts- und Auftragssituation: Der Geschäftsklimaindex stabilisiert sich auf hohem Niveau. Die Auftragspolster wuchsen leicht an, der Fachkräftebedarf steigt. Die Beschäftigtenzahlen hingegen stagnieren. Der ZVEH hat daher unterstützende Maßnahmen der Politik angemahnt.

Auch für die vergangenen sechs Monate zeigt die in der Zeit vom 14. bis zum 18. Februar unter rund 18.000 elektrohandwerklichen Betrieben durchgeführte Frühjahrskonjunkturumfrage* des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) wieder einen stabilen Geschäftsklimaindex. Mit 83,9 Punkten hat sich dieser auf einem hohen Niveau eingependelt. An der Frühjahrsbefragung 2022 nahmen rund 1.400 Innungsbetriebe teil.

Entwicklung der Beschäftigung in den letzten sechs Monaten – Bild: ZVEH

Gewinnentwicklung

71,3% der Teilnehmenden gab an, die Geschäftslage sei gut bis sehr gut. 25,1% sind zufrieden mit der Geschäftssituation und weniger als vier Prozent (3,5%) meldeten, dass ihre Situation gegenwärtig schlecht ist. Negativ auf das Geschäft wirkten sich laut Befragung vor allem die Materialengpässe und Lieferverzögerungen in vielen Produktbereichen sowie die damit verbundenen Preissteigerungen aus. Entsprechend gaben 35% der Betriebe an, dass ihre Gewinne infolge der Lieferengpässe und Preissteigerungen stark oder sogar sehr stark gesunken seien. Quarantäne-bedingte Mitarbeiterausfälle führten in 21,1%, Hygieneauflagen in 23,2% der Betriebe zu starken oder sehr starken Gewinneinbußen. Insgesamt bewerten mehr als 96% der Betriebe die Geschäftssituation derzeit aber als gut oder zumindest zufriedenstellend.

Mit Optimismus Richtung Zukunft

27,7% der E-Unternehmen glauben aktuell, dass sich ihre geschäftliche Situation künftig weiter verbessern wird. 62,3% gehen von einer gleichbleibenden Situation aus. Zu der positiven Sicht trägt vermutlich auch die Tatsache bei, dass über die Hälfte (50,7%) der Betriebe meldet, ihr Auftragsvolumen bei privaten Auftraggebern in den letzten sechs Monaten nochmals gesteigert zu haben.

Bild: ZVEH
Auswirkung von Corona auf den Gewinn 2021 – Bild: ZVEH

Fachkräftebedarf

Für die Abarbeitung der im E-Handwerk ohnehin recht großen Auftragspolster braucht es das entsprechende Personal. Das ist angesichts wachsender Aufgaben aufgrund von Digitalisierung und Energiewende sowie der demografischen Entwicklung bereits jetzt knapp. Anzeichen dafür liefert auch die Umfrage: Die Zahl der offenen Stellen – im Frühjahr zwar wegen der (noch) offenen Ausbildungsplätze traditionell höher – stieg wieder an und ist mit 63,9% annähernd so hoch wie im Frühjahr 2020 vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dazu passt, dass sich die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter nach Jahren des Wachstums zu stabilisieren scheint. So meldet zwar ein Sechstel der Betriebe (16,4%), dass die Zahl der Mitarbeiter in den letzten sechs Monaten gesteigert werden konnte. Annähernd ebenso viele Betriebe (15,9%) verzeichnen jedoch Mitarbeiterrückgänge.

Forderungen an die Politik

Der ZVEH hatte bereits Anfang Januar 2022 darauf verwiesen, dass das über ein Jahrzehnt anhaltende organische Wachstum der E-Handwerke allein nicht mehr ausreichen wird, um zukünftige Märkte versorgen zu können und klargemacht, dass es dringend Maßnahmen wie z.B. einer Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung bedarf. Hier sieht die elektrohandwerkliche Organisation auch die Bundesregierung in der Pflicht und fordert, den Aufbau künftiger Fachkräfte mit politischen Maßnahmen zu flankieren.

„Die aktuelle ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage zeigt: Die Elektrohandwerke sind auch nach zwei Jahren Pandemie sehr gut aufgestellt. Sie sind systemrelevant und erweisen sich damit als erfreulich krisenfest. Das lässt uns mit Optimismus in die Zukunft schauen. Allerdings zeigt die Befragung auch, dass hinsichtlich der Fachkräfteproblematik Handlungsbedarf besteht. Um die anstehenden Aufgaben, allen voran Digitalisierung und Energiewende, umzusetzen, braucht es ausreichend qualifiziertes elektrohandwerkliches Personal. Die Elektrohandwerke haben, was ein Wachstum aus eigener Kraft angeht, das Ende der Fahnenstange erreicht. Es braucht jetzt dringend die Unterstützung der Politik, um den Fachkräftebedarf der Zukunft zu sichern!“

ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi

* An der Frühjahrsbefragung 2022 nahmen rund 1.400 Innungsbetriebe teil.