Volker Wachenfeld: „Den eigenen Solarstrom intelligent nutzen“

Interview mit Volker Wachenfeld, Vice President Off-Grid Solutions bei der SMA Solar Technology AG
Herr Wachenfeld, was ist die Besonderheit eines Sunny Backup-Systems?

Die eigentliche Funktion des Sunny Backup-Systems von SMA besteht darin, bei einem Stromausfall den von der eigenen PV-Anlage produzierten Solarstrom zu nutzen, um wichtige Verbraucher im Haus weiterhin mit Energie zu versorgen. Neu ist, dass Sunny Backup auch den seit 2009 durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geförderten Eigenverbrauch von Solarstrom unterstützen kann: Anlagenbetreiber können den produzierten Solarstrom direkt nutzen und ihre Eigenverbrauchsquote durch den intelligenten Einsatz eines Speichers deutlich erhöhen. Damit reduzieren sie natürlich auch ihren Strombezug vom lokalen Energieversorger und machen sich unabhängiger von der Strompreisentwicklung.

Was bedeutet Eigenverbrauch denn genau?

Der Eigenverbrauch bezeichnet die Menge der PV-Energie, die unmittelbar am Ort der Erzeugung verbraucht wird – also nicht erst durch das Netz zu anderen Stromabnehmern transportiert werden muss. Wie hoch der Anteil des erzeugten Stroms ist, der direkt verbraucht werden kann, hängt vor allem von zwei Dingen ab: vom mengenmäßigen Verhältnis von Erzeugung und Verbrauch und außerdem von ihrer zeitlichen Korrelation – die sogenannte Eigenverbrauchsquote ist umso höher, je besser die Erzeugung mit dem Stromverbrauch zeitlich übereinstimmt.

Wie lässt sich die Eigenverbrauchsquote nun deutlich erhöhen?

Zunächst einmal kann man die Eigenverbrauchsquote durch Lastverschiebung steigern – indem man z.B. die Waschmaschine gezielt in der Mittagszeit bei Sonnenschein einschaltet. Darüber hinaus anfallende PV-Energie, die nicht direkt verbraucht werden kann, lässt sich bei Einsatz eines Sunny Backup-Systems in der Batterie zwischenspeichern. Und zu einem späteren, selbst gewählten Zeitpunkt kann sie dann problemlos genutzt werden. Nach unseren Analysen beträgt die ’natürliche‘ Eigenverbrauchsquote im Jahresschnitt rund 30%, wenn man einen Vier-Personen-Haushalt und eine PV-Anlage mit 5kW-Peakleistung voraussetzt. Durch den Einsatz eines Backup Ssytem S könnte dieser Wert auf bis zu 50 Prozentpunkte erhöht werden.

Wer seinen Eigenstromverbrauch erhöhen möchte, braucht also ein intelligentes Energiemanagement?

Um die Speicherfunktion sinnvoll zu nutzen, ist die schnelle Erfassung und Auswertung aller Zählerstände unumgänglich. Das setzt ‚intelligente‘ Stromzähler mit Datenausgang voraus, die die aktuellen Werte für Erzeugung, Verbrauch und Netzeinspeisung liefern. Und basierend auf diesen Werten kann dann quasi eine Auswertungsinstanz entscheiden: Soll überschüssige Solar-Energie in der Batterie gespeichert werden oder ist genügend Last vorhanden, um sie direkt zu verbrauchen? Kann bei geringer PV-Leistung die für die Verbraucher benötigte Energie der Batterie entnommen werden oder soll sie aus dem Netz bezogen werden? Natürlich sind hier fließende Übergänge denkbar. Neben dem Ladezustand der Batterie könnten bei diesen Entscheidungen auch zeitvariable Stromtarife eine Rolle spielen – oder auch Prognosedaten für die PV-Erzeugung.

Wie sieht diese ‚Auswertungsinstanz‘ in der Praxis aus?

Der Sunny Home Manager von SMA ist eine Produktlösung für das Energiemanagement, die das Backup-System einbinden kann. Vorab werden wir schon Mitte 2011 eine modifizierte Backup-Version auf den Markt bringen: Sie ist ausgestattet mit Zählerschnittstellen und einer entsprechenden Steuerung und wird so in der Lage sein, die Eigenverbrauchsquote durch Zwischenspeicherung von Solarstrom zu steigern – und das zusätzlich zur eigentlichen Backup-Funktion.


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