LON in der Klemme

Ob Retrofit oder Neubau: Wenn es in der Gebäudeautomatisierung um die Wahl des richtigen Feldbusses geht, gibt es in der Regel keine Universallösung. Zu unterschiedlich sind die Anwendungen im Feld, zu individuell die Anforderungen auf Automations- und Managementebene. Das Ergebnis sind projektspezifische Lösungen, bestehend aus mehreren Systemen und Subsystemen. Dass diese Integration reibungslos gelingt, dafür sorgt auch die LON-Busklemme von Wago. Mit der 753-648 können die Anwender ihre Feldgeräte noch flexibler und unabhängiger an das Bussystem anbinden.
Die LON-Technologie wurde vor mehr als zwei Dekaden entwickelt, seit 2008 ist sie als ISO/IEC14908 standardisiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der frei programmierbare LON-Controller von Wago bereits in zahlreichen renommierten Projekten in großen Stückzahlen bewährt. Moderne Gebäudeautomatisierung heißt aber nicht, dass die Kommunikation vom Feldgerät bis zur Leittechnik über ein einziges Bussystem hergestellt wird. Die Projektanforderungen haben sich in den vergangenen Jahren geändert – und das stetig wachsende technologische Angebot den Planern und Systemintegratoren viele Möglichkeiten eröffnet, die individuellen Wünsche der Bauherren zu erfüllen. Wo in der Vergangenheit noch reine LON-Installationen umgesetzt wurden, werden heutzutage nicht selten Mischprojekte realisiert, in denen auf der Automations- und Managementebene BACnet oder andere Feldbusse zum Einsatz kommen. Im Feld hingegen findet das LON-Protokoll weiterhin Verwendung, sodass sich die Anforderungen ergeben, diese Geräte in die Gesamtapplikationen einzubinden. Für das Wago-I/O-System 750 gibt es hierfür erstmals auch eine LON-FTT-Busklemme, über die zweidraht-basierte LON-Feldgeräte schnell und einfach an die Automationsebene angeschlossen werden können. In der Praxis haben sich insbesondere zwei Szenarien herauskristallisiert, in denen eine solche Konstellation angewandt wird.

Feldgeräte weiter nutzen

Retrofit-Projekte im HLK-Bereich sind eines davon: Hier wird in der Regel nach 10 bis 15 Jahren die Anlagentechnik erneuert. Durch die Normen zur Energieeinsparung ist ein engeres Zusammenspiel der Raumautomation und der HLK-Steuerung vorgeschrieben. Dabei müssen aber nicht zwangsläufig auch die Geräte der Raumautomation komplett ersetzt, sondern nur um Funktionen erweitert werden, die den Energieeffizienzgrad der gesamten Anwendung erhöhen. Dies ermöglichen frei programmierbare Applikationen in übergeordneten Controllern aus dem Wago-I/O-System, die zusätzlich die Anbindung an das wiederum übergeordnete Managementprotokoll – z.B. BACnet – erlauben. Mit der neuen LON-Busklemme 753-648 können die bestehenden Sensoren und Aktoren auf der Feldebene weiter verwendet werden. LON-Raumbediengeräte im sichtbaren Bereich etwa, die im ursprünglichen Projekt eigens in kundenspezifischem Design ausgeprägt wurden, müssen so nicht zwingend ausgetauscht werden. Das spart enorm viel Installationsaufwand, der zu erhöhten Kosten für den Investor führen würde. In Bürogebäuden mit mehreren Hundert Räumen wäre die Weiternutzung dieser Geräte also nicht bloß wünschenswert, sondern für den Planer sicherlich eine Grundvoraussetzung.

Uneingeschränkte Herstellerauswahl

Die zweite Anwendung, in der auf LON auf der Feldebene nicht verzichtet werden kann: Namhafte Hersteller bieten u.a. Heizungs- und Lüftungsanlagen an, die zur Buskommunikation über eine LON-Schnittstelle verfügen. Deren Anbindung wird mit der Wago-Neuentwicklung jetzt auch bei der Entscheidung für ein anderes Protokoll auf der Automationsebene ermöglicht. Hierbei hat der Kunde zwei Möglichkeiten: Einerseits kann über ein Plug-in in der CoDeSys ein Netzwerkvariablen-Interface frei definiert, in die Klemme geladen und mit einem Netzwerkmanagementtool gebunden werden; neben einzelnen Netzwerkvariablen stehen auch Lonmark-konforme Objekte zur Auswahl. Andererseits bietet Wago für Retrofit-projektspezifische Applikationslösungen, die unter Berücksichtigung vorhandener LON-Netzwerkstrukturen eine Wiederverwendung einzelner Sensoren und Aktoren fordern, ebenso wie für Serienanwendungen, in denen wenige LON-Geräte in immer gleicher Konstellation installiert werden, Funktionsblöcke an. Mit ihnen können die Werte dieser LON-Geräte gelesen und geschrieben werden. Auf diese Weise lassen sich auch ohne Netzwerkmanagementtool und mit minimalem Aufwand Anwendungen kunden- und projektspezifisch in Betrieb nehmen.

Projekte effizient umsetzen

Mit der LON-Busklemme 753-648 eröffnet sich dem Anwender eine neue Form der LON-Anbindung an das Wago-I/O-System 750 und damit an die unterstützten Protokolle BACnet IP, KNX IP und Modbus TCP. Mit einem im Vergleich zum LON-Controller 750-819 wesentlich breiteren und performanteren Netzwerkinterface sowie der Unterstützung von Netzwerkvariablen, Configuration Properties und Lonmark-Objekten können moderne Projekte effizient und kostenoptimiert umgesetzt werden.

Kasten: Der LON-Konfigurator

– Der LON-Konfigurator ist integraler Bestandteil der IEC-61131-3-Programmierumgebung Wago-I/O-PRO. Mit dem Software-Tool kann die Schnittstelle der LON-Klemme 753-648 zum Lonworks-Netzwerk projektiert und ein Wago-I/O-PRO-Projekt integriert werden.
– Neben Standard-Netzwerkvariablen-Typen (SNVTs) und Konfigurationseigenschaften (SCPTs) werden auch benutzerdefinierte Typen (UNVTs/UCPTs) sowie Lonmark-Funktionsprofile unterstützt.
– Zur vereinfachten Bedienung werden IEC-61131-3-Funktionsbausteine in der IEC-Applikation automatisch angelegt. Sie dienen als Repräsentation des LON-Netzwerkinterfaces in der IEC-Applikation. Beim Start der Steuerung werden das Netzwerkvariablen-Interface und die Konfigurationsdaten automatisch in die Klemme heruntergeladen. Für die Offline-Konfiguration in einem Netzwerkmanagementtool wird ein External Interface File (XIF) erstellt.


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