Auf Basis von IPv6: Gebäudeautomation mit Bus und Funk

Auf Basis von IPv6

Gebäudeautomation mit Bus und Funk

Mit dem Smart Home kommt das Thema Internet-Technologie unzweifelhaft auch in Häusern und Gebäuden an. TCP/IP leitet auch in diesem Bereich die Transformation einer ganzen Industrie ein. Praktisch die gleiche Transformation konnte in den letzten 30 Jahren in vielen anderen Industrien beobachtet werden. Wer erinnert sich noch an IBM SNA, SDLC oder 3270-Terminals, X.25 oder Frame Relay oder an Novell und SPX/IPX? Analoge Telefonnetze waren strikt verbindungsorientiert. ISDN und GSM auch. All das ist heute Vergangenheit: IP-Technologie dominiert all diese Anwendungsbereiche.

 (Bild: eQ-3 AG)
(Bild: eQ-3 AG)

Eine Transformation in dieser Dimension ist eine riesige Herausforderung, die von den meisten beteiligten Unternehmen gescheut wird. Worin liegt aber der Erfolg von TCP/IP begründet? Drei Aspekte spielen hier eine essentielle Rolle: Zunächst erfüllt es die Anforderungen der Anwender an Robustheit und Zuverlässigkeit und ist darüber hinaus kostengünstig verfügbar. Der dritte Aspekt ist technischer: Mit IP wird die Applikation von der Übertragungstechnik entkoppelt. Word auf meinem Laptop muss nicht wissen, ob der Drucker per WLAN oder Ethernet angebunden ist. Was trivial klingt, ist in der Haus- und Gebäudeautomation keinesfalls selbstverständlich. Ich kann Licht z.B. mit dem Funkprotokoll von ZigBee steuern. Aber wie binde ich Deckenleuchten ein? Im Neubau wäre ein Bus effizient. Mit ZigBee ist das nur mit einem Gateway möglich, das von der Applikation bis zum Kommunikationsmedium alles umsetzt. Die Komplexität entsteht hier durch die Vielzahl der Kombinationen, die durch neue Versionen und neue ‚Standards‘ immer weiter wächst. Jede Ergänzung der Applikation, jede neue Gerätefunktion auf irgendeiner der vielen Seiten am Gateway erfordert eine Anpassung oder Erweiterung.

Der Wired Access Point DRAP bindet das Homematic IP Wired-System an die CCU3 an. (Bild: eQ-3 AG)
Der Wired Access Point DRAP bindet das Homematic IP Wired-System an die CCU3 an. (Bild: eQ-3 AG)

Auf Basis von IPv6

Bei Homematic IP basieren alle Geräte auf IPv6. Neben der Funklösung mit über 90 Produkttypen wurde vor 2 Jahren auch Homematic IP Wired eingeführt, was einen Generationswechsel einläutet: Auch hier basiert jedes Gerät auf IPv6. Ein Gerät mit Funk kennt nur die Adresse seines Partners. Ob dieser auch ein Gerät mit Funk oder mit dem Homematic IP Wired Bus ist, ist für Konfiguration und Anwendung unerheblich. Ebenso muss eine Smartphone-App nicht wissen, ob ein Gerät mit Funk oder am Bus betrieben wird. Ein Applikations-Gateway wird auch als innere Funktion nicht benötigt und muss erst recht nicht konfiguriert, gepflegt und entwickelt werden. Was interessiert aber Kunden und das Elektrohandwerk an alldem? Smart Home ist bei Konsumenten heute als kleine Punktlösung am erfolgreichsten. Sprachassistenten wie Amazon Alexa und Google Assistant treiben dies an. Auch Apple möchte hier mitspielen. Lösungen über alle Gewerke hinweg, die den Qualitätsanspruch und die Erwartung in Neubau oder Sanierung erfüllen, lassen sich damit aber nicht erreichen. Kein Fachhandwerker wird solche Lösungen liefern und dafür die Gewährleistung übernehmen.

Lokal und komfortabel: die Zentrale CCU3 steuert das Smart Home. (Bild: eQ-3 AG)
Lokal und komfortabel: die Zentrale CCU3 steuert das Smart Home. (Bild: eQ-3 AG)

Kostenfrage Smart Home

Einer Verbreitung von Smart Home in allen Wohngebäuden standen bislang zu hohe Kosten und die mangelnde Qualität in der Funktion im Weg. KNX ist erfolgreich im (deutschen) Zweckbau und bei sehr teuren Wohngebäuden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde für Home Control in der Masse 15-20 Prozent der Nettobausumme oder mehr ausgibt, ist jedoch gering. Umgekehrt ist es um die Unternehmen, die keine auf IPv6-basierende, integrierte Lösung über Bus und Funk hinweg bieten, auch eher still geworden. Die zu hohen Kosten für Smart-Home-Lösungen werden nicht vorrangig durch die Kosten für die Geräte verursacht, sondern vielmehr durch die Kosten für Installation und Konfiguration. Kunden akzeptieren auch immer weniger, dass jedes Mal ein Fachhandwerker eingesetzt und bezahlt werden muss, wenn eine Lichtszene geändert werden soll. Umgekehrt wollen Handwerker nicht mehrtägige Kurse für ein System besuchen, nur um letztlich doch lieber ein spezialisiertes Ingenieurbüro mit der Konfiguration des Systems zu beauftragen. Mit Homematic IP lassen sich Smart-Home-Lösungen hingegen typisch für 1-2 Prozent der Nettobausumme realisieren. Handwerker können das System einfach konfigurieren und ihre Endkunden dabei einbinden. Mit der CCU3 steht auch eine Smart-Home-Zentrale zur Verfügung, die rein im Haus installiert wird und kein Internet benötigt. Schulungen für Homematic IP werden während Corona online angeboten. Auch vorher waren nur ein bis zwei Schulungstage notwendig.