Ende des Analog-Fernsehens: Digitaler TV-Empfang

Ende des Analog-Fernsehens: Digitaler TV-Empfang

Erst wenige Unternehmen der Wohnungswirtschaft, Krankenhäuser, Hotels und Altenheime setzen bisher auf den digitalen Gemeinschaftsempfang. Fachleute rechnen aktuell mit noch fast 100.000 existierenden analogen Anlagen, die es noch umzustellen gilt. Das bedeutet einen gewaltiges Umsatzpotenzial für das Handwerk, um so mehr sollten sich die Fachbetriebe mit dem Ende des analogen Satellitenfernsehens befassen. Das Beispiel einer Wohnanlage im hessischen Kriftel mit 112 Wohneinheiten zeigt die Möglichkeiten.
Die analoge Satellitenübertragung endet am 30. April 2012. Dabei sind laut GFK-Marktforschern erst 6% der Sat-Haushalte digital. 6,8Mio. Haushalte setzen noch auf analog. Besonders betroffen von einer Umstellung ist die Wohnungswirtschaft. Diese muss rund 14Mio. Mietwohnungen mit deutschen und internationalen TV-Programmen versorgen. Aber auch Zehntausende Hotels, Wohnheime und Krankenhäuser benötigen eine Lösung. Bisher setzten viele Verbraucher bei der TV-Versorgung auf das Kabel. Doch der Trend ändert sich. Angesichts gesunkener Investitionskosten der Empfangs- und Verteiltechnik setzen sie auf eine unabhängige Versorgung via Satellit.

Viele Fragen

Die meisten Betroffenen befinden sich bei der Modernisierung der TV-Versorgung ihrer Liegenschaften in Warteposition. Sie benötigen den Rat des Fachmannes und Installateurs. Vor einer Investition stehen wichtige Fragen. Wie ist der Programmbedarf? Können europäische Programme empfangen werden? Soll man die digitale TV-Versorgung einem Kabelnetzbetreiber überlassen? Welche Vorteile bietet eine eigene digitale Satelliten-Gemeinschaftsempfangsanlage gegenüber dem Kabel? Antworten auf diese und noch mehr Fragen kann der Fachmann in einem Beratungsgespräch geben. Ein typisches Beispiel ist eine Wohnanlage in der Königsberger Straße in Kriftel im Taunus. Die drei Häuser wurden Mitte der 70er Jahre erbaut. Auf 28 Etagen á vier Wohnungen (sieben, neun und zwölf Etagen) befinden sich 112 Wohneinheiten. Die TV-Programme wurden bis 1990 via Antenne und bis 2009 über einen hessischen Netzbetreiber empfangen. Nachdem der Netzbetreiber die Gebühren um 30% erhöhte und das Ende des Zehn-Jahresvertrags bevorstand, diskutierte die Eigentümergemeinschaft über eine Umstellung der TV-Versorgung. Ein Aufrüstvorschlag des Netzbetreibers wurde abgelehnt. Dieser sah eine neue Leitung in jeder Wohneinheit oder das Verlegen von Kabelkanälen durch jede Wohnung vor. Zudem drohten weitere deutliche Gebührenerhöhungen im Zuge der Digitalisierung. Alternativ nahm Herbert Kriesel (Bild links), Mitglied des Beirats, den Kontakt zur Elektroservice Liederbach auf, der bietet in Zusammenarbeit mit dem Empfangs- und Verteilsunternehmen Wisi auf den tatsächlichen Bedarf zugeschnittene Lösungen für den digitalen Gemeinschaftsempfang über eine eigene Kopfstelle anbietet. Der Fachbetrieb analysierte zunächst den Zustand der alten Anlage für den Verlauf der Planung.

Technische Alternativen

Dabei zeigte sich, dass in der Wohnanlage ein altes Netz in Leerrohren in Baumstruktur vorhanden war. Dieses sollte weiter genutzt und für den heutigen Bedarf verbessert werden. Zugleich wurden den Eigentümern drei technische Alternativen für den Aufbau einer digitalen Kanalaufbereitung vorgestellt. Die Kanalaufbereitung der digitalen QPSK-Satellitensignale in PAL, eine volldigitalisierte Kanalumsetzung in QAM-Signale sowie ein Mix dieser beiden technischen Möglichkeiten. Vorteile einer digitalen Kanalaufbereitung bzw. -umsetzung der QPSK- in PAL-Signale sind, das sich die Programme auf den gleichen Kanälen wie bisher übertragen lassen und für den Empfang keine Digitalreceiver in den Wohnungen notwendig sind. Dem gegenüber stehen allerdings Nachteile. Da sich mit den notwendigen Kanalaufbereitungsmodulen nur begrenzt Programme je Grundeinheit übertragen lassen, ist damit ein hoher Kostenaufwand verbunden. Zudem ist der rechtliche Hintergrund der Weiterleitung an der Kopfstelle entschlüsselter Programme in großen Wohnanlagen derzeit noch nicht geklärt und es gibt Urheberrechtsfragen. Die Alternative hierzu ist eine voll digitale Kanalumsetzung von Satelliten- in QAM-Signale. Dabei lässt sich eine Vielzahl frei empfangbarer und verschlüsselter Satellitenprogramme aus den Transponderströmen aufbereiten und an die Wohnungen weiterleiten. Jeder Nutzer kann dann selbst entscheiden, ob er die Programme entschlüsseln will oder nicht. Nachteil dieser kostengünstigeren Lösung ist, dass für den Empfang an jeder Dose ein digitaler Kabelreceiver notwendig ist. Die dritte Alternative ist ein Mix beider Varianten. Dabei sind die für die Grundversorgung der Wohnungen benötigten Programme auch ohne Kabelreceiver empfangbar. Andererseits ist die Mischlösung teurer als die direkte Umsetzung in QAM. Laut den Erfahrungen von Elektromeister Klaus Kallmeyer (Bild S.62 rechts) denken viele Auftraggeber zunächst an eine Aufbereitung mit PAL und halten die 2. Alternative wegen der Kosten für einen digitalen Receiver für zu hoch. Die nähere Analyse zeigt jedoch, das die Sendervielfalt, die größeren Optionen beim Empfang verschlüsselter Programme und letztlich die höhere Zufriedenheit auch bei mittelfristiger Kostenbetrachtung für die zweite Alternative sprechen.

Lösung

Nach gründlicher Analyse hat sich der Beirat für eine voll digitale Kanalumsetzung in QAM-Signale entschlossen. Die vorhandene Verteilinfrastruktur in der Wohnanlage ließ sich wie gewünscht weiter nutzen. Der Elektromeister hat eine neue Kopfstelle im Keller eingerichtet, die alten Kabel und Dosen ausgetauscht sowie neue Verstärker verbaut. Dabei wurde die Stammleitung verdoppelt und die Zahl der bisher sieben bis zwölf angeschlossenen Dosen durch zwei Leitungen halbiert. Zusätzlich wurde schon ein Kabelstrang für eine potenzielle dritte Satellitenantenne gezogen. Die Wahl und der Kauf geeigneter Receiver wurde den Mietern und Eigentümern überlassen. Über 50 Mietparteien entschieden sich dabei für den Wisi-Receiver OR 28, den das Unternehmen zum Selbstkostenpreis bereitstellte. Auf dem Dach des zwölfgeschossigen Gebäudes richtete Kallmeyer zwei Satellitenantennen auf die beiden wichtigsten europäischen TV-Positionen 13° Ost von Eutelsat und 19,2° Ost von Astra aus. Über drei Wisi Grundeinheiten OK 40A, 14 OK 75M DVB-QPSK-QAM Dual Transmodulatoren sowie vier Twin HDTV DVB-S2-DVB-C Transmodulatoren des Compact Headends werden derzeit fast 400 freie und verschlüsselte digitale TV-Programme, darunter alle Sky-Sender, sowie 180 digitale Hörfunksender umgesetzt. Zusätzlich können alle gängigen freien HDTV-Sender empfangen werden. Die gesamte Umrüstzeit betrug sechs Monate. Während der gesamten Umrüstdauer kam es beim TV-Empfang zu keinen nennenswerten Unterbrechungen.

Kostenaufwand

Die Investition betrug pro Haushalt 360Euro. Die Gesamtinvestitionssumme in das neue Kabelnetz, die Kopfstation und digitale Kanalumsetzung in QAM inklusive der Empfangs- und Verteileinrichtungen sowie Arbeitskosten lag bei knapp 40.000Euro. Diese teilten sich in 14.000Euro für das Kabelnetz/Antennensteckdosen und 26.000Euro für Empfangsanlage, Verbindungsleitungen und Kopfstation auf. Da das über 30 Jahre alte Kabelnetz für den Empfang von digitalem TV auf jeden Fall erneuert werden musste, wurde für den Vergleich der Investitionskosten Kabelanschluss gegenüber der Alternative SAT-Anlage nur der Aufwand für die Empfangsanlage/Kopfstation und der Miete für den Kabelanschluß betrachtet. Dies entspricht je Wohneinheit und ohne Receiver rund 360Euro. Eine Investition, die sich nach Beiratsmitglied Kriesel gegenüber einem Kabelanschluss in rund 3,5 Jahren amortisiert. Für den Elektroservice Liederbach ergeben sich darüber hinaus Folgeaufträge in der Wohnanlage für Wartung und Betrieb.

Fazit

Für den Aufbau einer autarken digitalen Versorgung mit TV-Programmen gibt es heute unterschiedliche technische und preiswerte Alternativen. Vorhandene Infrastrukturen lassen sich teilweise weiter nutzen. Die Investitionskosten bleiben selbst beim Kauf digitaler Receiver überschaubar. Da die Modernisierung der TV-Versorgung in der Wohnungswirtschaft erst am Anfang steht, bieten sich hier für Fachbetriebe, die sich rechtzeitig mit der Thematik auseinandersetzen, hohe Umsatzpotenziale sowie mögliche Folgeaufträge für Wartung und Entstörung.

Themen:

| Fachartikel
Wisi Communications GmbH & Co. KG
www.wisi.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: ©ipopba/stock.adobe.com
Bild: ©ipopba/stock.adobe.com
Effizienz und Intelligenz bei der Hallenbeleuchtung

Effizienz und Intelligenz bei der Hallenbeleuchtung

Gut ausgeleuchtete Arbeitsstätten und Produktionshallen sind wichtig und wirken sich positiv auf die zu verrichtenden Arbeitsprozesse aus. Vermeintlich gehen damit hohe Anschaffungs- und Unterhaltungskosten einher. Betrachtet man aber Faktoren wie Effizienz oder Lebensdauer, wird schnell klar, dass billig oft auf lange Sicht hin eher teuer und umweltbelastend ist. Am Beispiel der Produktfamilie Triano von Schuch lässt sich beispielhaft aufzeigen, wie sich die Faktoren auswirken und wie eine ganzheitliche Lösung aussehen kann. Auch die smarte Steuerung der Hallenbeleuchtung spielt eine entscheidende Rolle.

Bild: Pollmann
Bild: Pollmann
Smarte Planung und durchgängige Automation

Smarte Planung und durchgängige Automation

Das jüngste Werk der Firma
Pollmann, Hersteller von Schiebedach-Kinematiken und elektromechanischen Türschlossern, steht im österreichischen Vitis und wurde mit einem digitalen Zwilling virtuell geplant. Mit den wichtigsten zu erwartenden Kennzahlen gefüttert, konnten Planer und Errichter zusammen mit dem Bauherrn die realen Abläufe im 3D-Modell durchspielen, im Vorfeld optimieren und mit PC-based Control von Beckhoff durchgängig umsetzen. Das Ergebnis ist eine intelligente Vernetzung von Maschinen- und Industriebau.

Bild: E1 Energiemanagement
Bild: E1 Energiemanagement
Energieeinsparung überwachen und visualisieren

Energieeinsparung überwachen und visualisieren

Automatisierungstechnik von ABB spielt eine wichtige Rolle im Energiespar-Contracting-Projekt von E1 Energiemanagement an der Polizeiakademie Niedersachsen in Oldenburg. AC500-Steuerungen des Herstellers haben hier eine zentrale Funktion bei der Regelung und Steuerung der Gesamtanlage, während die Betriebsdatenmanagement-Software Zenon für die Überwachung und Visualisierung zuständig ist.

Bild: Regiolux GmbH
Bild: Regiolux GmbH
Lichtlösungen für hohe Hygieneansprüche

Lichtlösungen für hohe Hygieneansprüche

Die Alphaomega Labor GbR in Leipzig gehört zu den Einrichtungen, bei denen die Auswertungen von PCR-Tests in der Corona-Pandemie eine Rolle gespielt haben. Daneben bietet das Unternehmen ein breites Spektrum der Labordiagnostik sowie ein umfassendes Hygienemanagement an. Gutes Sehen ist für die Arbeit im Labor sehr wichtig. Als 2019 ein zweistöckiger Neubau bezogen wurde, erhielten die Räume daher ein maßgeschneidertes Beleuchtungskonzept und moderne Lichtlösungen von Regiolux.

Bild: DOGAWIST Investment GmbH
Bild: DOGAWIST Investment GmbH
Vom klassischen Büro zum modernen Ensemble

Vom klassischen Büro zum modernen Ensemble

Im Kölner Quartier Butzweilerhof belegt seit Sommer 2022 die Lise GmbH mit über 80 Mitarbeitenden rund 1.250m² des neuen und modern gestalteten Bürokomplexes Kite. Der Name des dreiteiligen Baus steht für Aufwind – was nicht nur im übertragenen Sinn ein gutes Omen für die im Gebäude ansässigen Unternehmen sein soll, sondern auch Bezug nimmt auf das ehemals an dieser Stelle gelegene Flughafengelände. Das KNX-Bedienpanel Controlpro und die Youvi App von Peaknx erleichtern dabei den Arbeitsalltag.

Bild: CES-Gruppe
Bild: CES-Gruppe
Schlüsselmanagement für Kommunen

Schlüsselmanagement für Kommunen

Kommunale Liegenschaften werden von verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Zeiten betreten. Bereiche mit Publikumsverkehr und nicht öffentliche Bereiche müssen zuverlässig voneinander getrennt sein. Meist sind die Gebäude über die gesamte Kommune verteilt und je nach Alter sind unterschiedliche Schließsysteme im Einsatz. Rein mechanische Schließsysteme haben hier z.B. den Nachteil, dass Teile der Schließanlage ausgetauscht werden müssen, wenn ein übergeordneter Schlüssel verloren geht. Ein intelligentes Zutrittssystem mit passendem Schlüsselmanagement bietet hierfür viele Vorteile.

Bild: Fränkische Rohrwerke
Bild: Fränkische Rohrwerke
KWL-Komplettsystem

KWL-Komplettsystem

Profi-Air heißt das Komplettsystem von Fränkische für die kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL). Alle Komponenten des Systems sind aufeinander abgestimmt, beanspruchen nur wenig Platz und verschwinden fast vollständig hinter Wänden oder in Decken. Dank zahlreicher Komponenten bleiben Nutzer flexibel und können das System bei Bedarf an ihre Vorstellungen anpassen.