Zutrittsmanagement für kritische Infrastrukturen

Die elektronischen Schlüssel F9000 erfüllen die herkömm­liche mechanische Funktion und können via Induktion kontaktlos Daten an die mechatronischen Zylinder übermitteln. – Bild: ISEO Deutschland GmbH

So können mehr Türen, auch dezentral im Feld, in eine einzige Sicherheitslösung eingebunden werden. Berechtigungen lassen sich über die zugehörige Webanwendung jederzeit erweitern, ändern oder entfernen, sodass nicht autorisierte Zugänge unterbunden werden. Kontrollmechanismen in Echtzeit erlauben eine permanente Überprüfung der gewährten Zutritte. „Ob in der Wasser-, Energie- oder Lebensmittelversorgung, dem Gesundheits- oder Finanzwesen oder dem öffentlichen Nahverkehr: Damit kritische Infrastrukturen nicht kollabieren, müssen auftretende Störungen unmittelbar und zügig behoben werden“, weiß Torsten Mortag, Customer Satisfaction Manager bei ISEO Deutschland, der deutschen Niederlassung der Unternehmensgruppe. „Dies ist nur möglich, wenn alle relevanten internen sowie externen Mitarbeiter Zugang zu kritischen Bereichen erhalten, sobald sie ihn benötigen.“ Die Realität sieht aber oft anders aus: In der Regel ist nicht jeder Mitarbeiter dazu berechtigt, sämtliche Türen zu öffnen. Tritt z.B. in einem Umspannwerk oder Windpark ein Fehler auf, der den Betriebsablauf beeinträchtigt, so muss sich der zuständige Servicetechniker zunächst einen Schlüssel organisieren oder anderweitig Zugang zum Technikraum verschaffen lassen. Besonders bei Außenposten und Freifeldanlagen ist der Aufwand enorm, wenn nur wegen eines schnell behobenen Fehlers mehrere Personen vor Ort erforderlich sind.

Schutz muss gewährleistet sein

Zugleich stellt jede langfristige Zutrittsberechtigung, die dieses Vorgehen beschleunigen würde, ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Im schlimmsten Fall können gewährte Zugänge nicht mehr rückverfolgt und der Schutz vor Diebstahl, Manipulation und Vandalismus nicht mehr gewährleistet werden. Auch ein verlorener Schlüssel gefährdet die Integrität der Anlage, wenn Berechtigungen in entlegenen Außenstellen manuell entfernt oder, im ungünstigsten Fall, betroffene mechanische Zylinder sogar teuer ausgetauscht werden müssen. Für diese Bedürfnisse hat ISEO das webbasierte Zutrittskontrollsystem V364 entwickelt. Es kann flexibel mit unterschiedlichen Schließsystemen genutzt werden und erlaubt eine vollständige, minutengenaue Zutrittskontrolle – auch für Freifeldanlagen und Türen, die nicht ans Stromnetz oder Internet angeschlossen sind.

V364 2.0 ist parallel mit RFID-Identmedien sowie mobilen und mechatronischen Schlüsseln nutzbar.
V364 2.0 ist parallel mit RFID-Identmedien sowie mobilen und mechatronischen Schlüsseln nutzbar.Bild: ISEO Deutschland GmbH

Data-on-Credential-Technologie

„Herkömmliche Zutrittskontrollsysteme werden in der Regel über einen Online-Server verwaltet, mit dem sich alle Clients, also sämtliche Schlösser und Zugänge, verbinden“, so Mortag. „Für diese Architektur müssen allerdings alle Türen verkabelt werden, was einen hohen, personellen wie finanziellen Installations- und Wartungsaufwand mit sich bringt.“ Um Kosten zu sparen, verwalten viele Unternehmen daher nur einen kleinen Teil ihrer Zugänge elektronisch. Für weniger sicherheitsrelevante und entlegene Türen nutzen sie gewöhnliche, rein mechanische Zylinder – und nehmen die einhergehende Sicherheitslücken im Fall eines Schlüsselverlusts in Kauf. Das V364-System bietet hier eine kosteneffiziente Lösung: Sowohl RFID-Identmedien als auch mobile und mechatronische Schlüssel lassen sich parallel zueinander einsetzen. Dank der Data-on-Credential-Technologie, bei der alle relevanten Daten wie Identifikation und Zutrittsrechte inklusive zeitlicher Begrenzungen auf dem Identmedium hinterlegt sind, können auch elektronische Offline- Zutrittspunkte integriert werden. Selbst Freifeldanlagen oder Türen, die bislang nicht elektronisch funktionieren, lassen sich einbinden: Für ein Upgrade auf V364 2.0 ist keine aufwändige Verkabelung und im Falle der mechatronischen Zylinder nicht einmal die Installation einer Batterie notwendig. Somit kann auch auf einen Techniker verzichtet werden. Bei mobilen Schlüsseln via Smartphone oder Tablet (iOS und Android) werden Berechtigungen, Änderungen und Protokolle automatisch übermittelt, sobald eine Internetverbindung besteht. RFID-Medien lassen sich über entsprechende Lesegeräte validieren sowie mit den aktuell gültigen Zutrittsrechten bespielen, während bei den mechatronischen Schlüsseln mit Bluetooth-Funktion (F9000 ON Key) Aktualisierungen sowohl über die App als auch über Lesegeräte möglich sind. Die elektronischen Schlüssel F9000 übermitteln via Induktion nicht nur Daten kontaktlos an die mechatronischen Zylinder, sondern dienen diesen gleichzeitig als Energiequelle. Darüber hinaus können sie auch rein mechanische Zylinder mit einer niedrigen Sicherheitsstufe schließen, wie z.B. kleine Trafohäuschen. „Da das System keine Energieversorgung im Feld voraussetzt, ist man auch für Ernstfälle gewappnet, wenn bspw. die Stromversorgung in einem Netz vollständig zusammenbricht“, erläutert Mortag. „Auch während eines Blackouts ist unsere Lösung somit grundlegend funktionsfähig und der Zutritt abgesichert.“ Alle Zylinder- und Schlüsselvarianten sind dabei in ATEX-Ausführungen erhältlich, sodass auch Gaswerke und andere Betriebe mit explosionsgefährdeter Umgebung von der erhöhten Sicherheit und Flexibilität des V364-Systems profitieren.

Bei Freifeldanlagen oder sonstigen Türen, die bislang nicht elektronisch funktionieren, ist für ein Upgrade auf V364 2.0 keine aufwändige Verkabelung und im Falle der mechatronischen Zylinder keine Installation einer Batterie notwendig.
Bei Freifeldanlagen oder sonstigen Türen, die bislang nicht elektronisch funktionieren, ist für ein Upgrade auf V364 2.0 keine aufwändige Verkabelung und im Falle der mechatronischen Zylinder keine Installation einer Batterie notwendig. Bild: ©Kuznietsov Dmitriy/stock.adobe.com

Webbasierte Verwaltungssoftware

„Bei der Verwaltungssoftware handelt es sich um eine plattformunabhängige Webanwendung“, erläutert Mortag. „So lassen sich Zutrittsberechtigungen von jedem internetfähigen Ort aus managen.“ Dies macht die Lösung zukunftssicher, da sie einerseits dezentrale Verwaltungsstrukturen und flexible Arbeitsumgebungen ermöglicht, wie z.B. Remote-Work oder die zeitgleiche Anmeldung mehrerer Administratoren. Andererseits ist auch ihre Weiterentwicklung nicht von den gängigen Betriebssystemen abhängig. Identmedien für neue Mitarbeiter, kurzfristig zu ändernde Zutrittsberechtigungen für Servicetechniker oder das Sperren eines Schlüssels im Verlustfall lassen sich mit nur wenigen Klicks erledigen. Aufgrund der für Data on Credential notwendigen, regelmäßigen Validierung ist die Gefahr durch verlorene Schlüssel schnell kompensiert – auch, wenn sie nicht unmittelbar gemeldet werden. Hinsichtlich der Speicherung und Verwaltung der Daten bietet das Unternehmen drei Varianten an, die alle hohen Datenschutzstandards entsprechen: Bisher stellte der Hersteller für die Verwaltung der gesamten Schließanlage einen Atlas-Server zur Verfügung (Classic). Mit der Version V364 2.0 ist es nun außerdem möglich, auf einem hauseigenen Server selbst zu hosten (Customer Hosted) oder die europäischen Cloud-Server von ISEO zu nutzen, die eine Verfügbarkeit von 99,95 Prozent garantieren (On Air).

  • Gute Luft mit smarter HLK-Steuerungstechnik

    Bei der Regelung von Heizung, Lüftung und Klima geht es darum, die Temperatur, Luftqualität und Feuchtigkeit auf komfortable und effiziente Weise aufeinander…


  • Wachstum in Funktion und Design

    Im Mittelpunkt des diesjährigen Auftrittes von Gira auf der Light + Building standen neben einer neuen Schaltergeneration vor allem die Weiterentwicklung des…