3. Welche Bauelemente sollen beleuchtet werden?

Die Fassadenbeleuchtung historischer Gebäude richtet sich in der Regel nach den charakteristischen Merkmalen der jeweiligen Architekturepoche und dem vorherrschenden Material. Moderne Fassadensysteme bieten dagegen die Möglichkeit, mit dem Zusammenspiel spezifischer Reflexionseigenschaften neuer Materialien und Licht zu experimentieren. Hochreflektierende Metallfassaden z.B. leben von punktuellen Reflexionen und Helligkeitsverläufen. Diese zeichnen, beim Guggenheim Museum in Bilbao etwa, in Abhängigkeit vom Betrachtungswinkel, die gerundete Fassade nach – eine flächige Beleuchtung nähme der expressiven Fassade ihre Magie. Dank LED-Technik lösen sich moderne Lichtkonzepte dabei von den Konventionen nachträglich beleuchteter Fassaden. Im Extremfall bieten vollverglaste Fassaden keine Reflexionsflächen mehr, die Gebäudehülle wird durch das Licht im Innenraum bei Nacht transparent. Abhängig vom Betrachtungswinkel werden vertikale Flächen und Decken besonders im fensternahen Bereich sichtbar, die Innenbeleuchtung wird damit um die Funktion der Fassadenbeleuchtung erweitert. Für die Grundbeleuchtung im Innenraum können Nachtszenen programmiert werden. Eine reduzierte Anzahl an Wand- und Deckenflutern ermöglicht so eine energiesparende Lichtlösung.

4. Wie lassen sich Fassaden unterschiedlich gestalten?

Vertikale Flächen im Stadtraum tragen wesentlich zur Raumbildung bei. Aus wahrnehmungspsychologischen und gestalterischen Aspekten bildet die vertikale Fassadenbeleuchtung ein wichtiges Element in der urbanen Nachtbeleuchtung. Eine gleichmäßige Lichtverteilung von unten nach oben hebt die Fläche der ganzen Fassade als Einheit hervor. Dieser Ansatz erzielt einen hellen Raumeindruck und rückt die Wand in ihrer Funktion als Begrenzungsfläche in den Vordergrund. Ein lineares Streiflicht unmittelbar an der Fassade arbeitet stattdessen insbesondere die Materialität und Oberflächenbeschaffenheit von Gebäuden heraus, dicht aneinander gereihte Punktlichtquellen erzeugen brillante Lichteffekte. Neben der flächigen Beleuchtung von Fassaden ist auch die Konturen betonende Akzentuierung von Bauelementen möglich. Die auf einzelne Fassadenelemente abgestimmte Beleuchtung kann z.B. Stockwerke, Fassadenöffnungen, Gebäudekonturen oder besondere Architekturdetails hervorheben und modellieren. Im Fall einer transparenten Fassade prägt die Lichtplanung des Innenraumes das Erscheinungsbild von außen, indem es den Bau von innen heraus zum Leuchten bringt. Ein interessanter gestalterischer Ansatz ist dabei das Akzentuieren des Tragwerkes. Durch das Beleuchten von Stützen oder Stahlkonstruktion kommt die Fassadenebene als filigrane Tragstruktur zur Geltung.

5. Welche Bedeutung hat die Position der Leuchte?

Ein Kabelauslass an der Wand ist noch kein Grund, auch eine Leuchte dort zu montieren. Die Distanz zur Leuchte, der Projektionswinkel und die Lichtrichtung bestimmen Struktur und Tiefe einer Fassade. Ein Lichtkonzept für Fassaden lässt sich über drei Ebenen aufbauen: Fassadenfernes Licht, etwa von einem gegenüberliegenden Gebäude, erzeugt eine flach anmutende Oberfläche. Fassadennahes Licht, von Masten oder aus Bodeneinbauleuchten, akzentuiert und strukturiert die Fassade über Helligkeitsunterschiede. An der Fassade montierte Leuchten werfen ein Streiflicht, das die Struktur der Oberfläche reliefartig hervorhebt und harte Schatten wirft. Die Kombination unterschiedlicher Leuchtenpositionen schafft ein lebendiges Bild, das sowohl in der Nah- als auch der Fernwirkung überzeugt. Dabei verlangt eine barocke Fassade ein anderes Lichtkonzept als ein Gebäude im Bauhaus-Stil. Die Entscheidung über den Montageort hat zudem Einfluss auf Anschlussleistung und Leuchtenzahl: Eine Fassade mit einem Strahler aus weiter Entfernung zu fluten ist zwar baulich einfach zu realisieren – jedoch nicht energieeffizient, da die Beleuchtungsstärke über die Entfernung quadratisch abnimmt. Je näher die Lichtquelle an der Fassade ist, desto weniger Energie muss für die gleiche Helligkeit aufgewendet werden – und desto kleiner kann der Leuchtenkörper werden. Zugleich werden aber auch mehr Lichtpunkte benötigt. Scheinwerfer mit integrierten Betriebsgeräten bieten den Vorteil, neben der Leuchte nicht noch eine Montageposition für die Versorgungseinheit bestimmen zu müssen.