Gebäudeautomatisierung: Trends und Chancen

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Wenn ein Elektrohandwerker heute ein Smart-Home-System installiert, muss er ein besonderes Augenmerk auf die jeweiligen Schnittstellen der Einzelkomponenten wie PV-Modul, Speicher oder Wallbox legen. Für eine intelligente Lösung müssen diese Schnittstellen so offen gestaltet sein, dass sich die einzelnen Komponenten miteinander vernetzen können, und die Energie automatisiert zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung steht. Genau das haben auch die Hersteller erkannt: Waren Systeme bis vor zwei oder drei Jahren jeweils komplett voneinander abgeschottet, so gestalten viele Lieferanten sie heute immer offener. Es gibt immer mehr namhafte Hersteller, die Schnittstellen entwickeln, die neben dem eigenen auch andere Protokolltypen zulassen. Damit lassen sich auch Fremdgeräte, wie z.B. eine bereits vorhandene Klimaanlage, in das System integrieren. Dank offener Schnittstellen kann ein Hersteller es z.B. auch zulassen, dass bestimmte Komponenten von anderen Marken in sein System eingebunden werden.

Diese neue Offenheit in der Schnittstellentechnologie macht einiges möglich. Und die Entwicklung wird noch weitergehen: Gremien, wie z.B. Connectivity Standards Alliance mit Matter, arbeiten weiter an der Vereinheitlichung und es gibt bereits erste Schnittstellen-Standards. In ein paar Jahren könnte die steckerfertige Lösung kommen, bei der sich die Schnittstellen selbst parametrieren, auch mit Unterstützung von KI. Dies ist die Zukunft, denn übergreifende Schnittstellentechnologien sind der Schlüssel zur echten intelligenten Vernetzung in Gebäuden.

Übergreifende Schnittstellentechnologien sind einer der Schlüssel zur echten intelligenten Vernetzung in Gebäuden.
Übergreifende Schnittstellentechnologien sind einer der Schlüssel zur echten intelligenten Vernetzung in Gebäuden.Bild: Sonepar Deutschland GmbH

Fokusthema Energieeffizienz

Energieeffizienz ist das Trendthema in der Gebäudeautomation. Eine intelligente Steuerung des Systems, die Faktoren wie die An- oder Abwesenheit von Personen, Wetterdaten sowie die Menge an verfügbaren erneuerbaren Energien berücksichtigt, ist in der Lage, die Energieeffizienz enorm zu steigern. In intelligenten Gebäuden werden Klimatisierung (Heizen und Kühlen) und Licht (Tages- oder künstliches Licht) durch die richtige Kombination von Geräten sowie durch Systemeinstellungen bei Präsenz und weiteren Parametern wie Wetterdaten optimal automatisiert, so dass der Verbrauch jeweils sinkt. Für maximale Energieeffizienz ist es aber notwendig, dass in der Gebäudesteuerung alle Geräte – vom Smartphone, einem Wanddisplay oder einer Gebäudeleittechnik bis hin zur Heizungsanlage – miteinander vernetzt sind. Auch hier wird wieder die große Bedeutung der herstellerübergreifenden Schnittstellentechnologie deutlich, durch welche dies erst möglich wird.

Mehr Nachhaltigkeit durch Gebäudeautomation

Neben der erhöhten Energieeffizienz und der optimierten Nutzung von erneuerbaren Energien ermöglichen intelligente Gebäude eine deutliche Reduzierung von CO2-Emissionen. Doch zusätzlich zu diesen offensichtlichen Aspekten können auch die Hersteller mit ihren Produkten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit bei der Gebäudeautomation liefern. Langlebigkeit und Zuverlässigkeit sind hier wichtige Faktoren, um ein möglichst langfristig funktionierendes System zu liefern.

Viele Hersteller setzen sich derzeit verstärkt mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, z.B. mit der Optimierung von Batterien. Oder sie verwenden Kunststoff aus speziellem recyceltem Material, wenn nur die Funktion zählt und die Optik keine Rolle spielt, wie es in einer Unterverteilung der Fall ist. Viele Lieferanten verwenden zudem sortenreines anstelle von Mischmaterial. Diese Materialien lassen sich nach Nutzung der Produkte – was bei Markenprodukten in der Regel mehr als zehn Jahre sind – sortenrein sortieren und wieder dem Kreislauf zuführen.

Künstliche Intelligenz: Potenzial für neue Automatisierungslösungen

Künstliche Intelligenz wird in der Gebäudeautomation zukünftig eine immer größere Rolle spielen, sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung und im Betrieb. KI wird die Entwicklung vorantreiben und letztlich das selbstlernende Gebäude im Nutz- wie auch Privatbereich ermöglichen: KI-Algorithmen können komplexe Datenanalysen durchführen, etwa von Bewegungs-, Kalender-, Wetter- und Energiedaten, hierin Muster erkennen und Vorhersagen treffen. Durch die Vernetzung dieser Datenpunkte wird der selbstlernende Lebensraum möglich: ein System, das alles automatisch anpasst und somit höchst komfortabel für den Nutzer und zugleich energieeffizient betrieben werden kann. Bislang ist hierfür noch ein hoher technischer Aufwand nötig. Doch die Entwicklung wird immer schneller voranschreiten und somit mehr intelligente Gebäude ermöglichen.

Wachstumsmarkt Gebäudeautomatisierung

Aufgrund der Chancen, die die intelligente Gebäudesteuerung Unternehmen wie auch privaten Bauherren bietet, wird die Nachfrage nach Smart-Home- und Smart-Building-Lösungen kontinuierlich steigen. Das Elektrohandwerk wird von dieser Entwicklung stark profitieren. Denn auch, wenn KI zukünftig eine immer größere Rolle spielen wird, wird es weiterhin unerlässlich sein, dass die Automatisierung von einem Fachmann durchgeführt wird. Für die Installation, aber auch für Updates und Upgrades ist Fachwissen erforderlich, um die Funktionsfähigkeit, Zuverlässigkeit und auch Datensicherheit des Systems zu gewährleisten. Zugleich werden die Entwicklungen im Bereich der Schnittstellentechnologie seitens der Hersteller die Vernetzung immer mehr vereinfachen. Für den Installateur wird es dadurch leichter werden, intelligente Gesamtlösungen zu konzipieren. Wenn Handel und Handwerk ihr Fachwissen ausbauen und nutzen, um ihren Kunden zukunftsfähige, effiziente Gebäude zu ermöglichen, bietet der Wachstumsmarkt Gebäudeautomatisierung ihnen eine enorme Chance.

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