ESG-Reporting als Treiber für mehr Nachhaltigkeit

Die Anforderungen an Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu dokumentieren und offenzulegen, verschärfen sich zunehmend. Klare Berichte mit sinnvollen Kennzahlen sind dabei auch von Gebäudebetreibern gefragt.
Die Anforderungen an Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu dokumentieren und offenzulegen, verschärfen sich zunehmend. Klare Berichte mit sinnvollen Kennzahlen sind dabei auch von Gebäudebetreibern gefragt.Bild: Wago GmbH & Co. KG

Nachhaltigkeit im Gebäude geht dabei über die bloße Implementierung von Technologien hinaus. Intelligente Gebäudekonzepte spielen eine zunehmend wichtigere Rolle. Diese Konzepte helfen nicht nur, den Energieverbrauch zu reduzieren, sondern können auch das Wohlbefinden der Gebäudenutzer steigern und Betriebskosten senken. Bereits die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) hat 2022 daher den Stellenwert der Gebäudeautomation für einen energieeffizienten Betrieb hervorgehoben. Eine Studie von Bitkom von 2021 kommt zu dem Schluss, dass mit dem systematischen Einsatz von Gebäudeautomation bis zu 14,7Mio.t CO2-Emissionen eingespart werden können. Eine ordentliche Zahl – beachtet man, dass der Gebäudesektor 2022 auf einen Verbrauch von 112Mio.t CO2 gekommen ist; 4Mio.t CO2 mehr als im Bundes-Klimaschutzgesetz angestrebt. Entsprechend hat sich in den letzten Jahren das Bewusstsein für Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen (ESG) erheblich gesteigert. Unternehmen werden zunehmend von Investoren, Kunden und Mitarbeitern dazu aufgefordert, ihre Bemühungen im Bereich der Nachhaltigkeit zu dokumentieren und offenzulegen. Davon sind auch Gebäudebetreiber betroffen. Eines der Schlüsselinstrumente dabei ist das ESG-Reporting.

Berichterstattung wird zur Pflicht

Anfang des Jahres ist in der EU die ‚Corporate Sustainability Reporting Directive‘ (CSRD) in Kraft getreten. Damit ist klar: Die Pflicht zum ESG-Reporting wird ab 2024 für viele Unternehmen kommen. Auch Gebäudemanager sind aufgefordert, die Umweltauswirkungen ihres Gebäudebetriebs transparent zu machen und Maßnahmen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks zu ergreifen. Dies umfasst u.a. Aspekte wie den Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, Abfallmanagement und ökologische Risiken. Gleichzeitig können Gebäudebetreiber auch von den verschärften Anforderungen profitieren und die Chancen der entstehenden Transparenz und verbesserten Nachhaltigkeit für sich nutzen. So steht eine Reduzierung des CO2-Verbrauchs eng mit der Reduzierung von Energiekosten zusammen. Bevor ein Gebäude allerdings effizient laufen kann, muss zunächst einmal die Sichtbarkeit der Energieflüsse im Gebäude gegeben sein.

Das Wago Building Environmental Reporting führt Daten von digitalen Zählern, manuellen Ablesungen und weiteren Systemen zusammen - gemäß den Vorgaben des ESG-Reportings und des Energiemanagements nach ISO50001.
Das Wago Building Environmental Reporting führt Daten von digitalen Zählern, manuellen Ablesungen und weiteren Systemen zusammen – gemäß den Vorgaben des ESG-Reportings und des Energiemanagements nach ISO50001.Bild: Wago GmbH & Co. KG

Gebäudedaten sichtbar machen

Das Erste, was Gebäudebetreiber für ihr ESG-Reporting und zur Optimierung ihrer Energieeffizienz deshalb ins Auge fassen sollten, ist die Grundlage aller weiteren Entscheidungen: Daten. „Man kann die beste Energieübersicht nur dann haben, wenn die Energien auch gemessen werden,“ sagt Rainer Knodel, Spezialist für Bacnet und Building-Management-Systeme bei Wago. Während in der Vergangenheit häufig noch jedes Gewerk Daten für sich selbst gespeichert hat, ist das Gebäudemanagement jetzt in der Lage, diese gespeicherten Daten zusammenzuführen und gemeinsam sichtbar zu machen. Gebäudemanager erkennen damit auf einen Blick, welchen Energieeinsatz ein Gebäude wo hat, und können sie über alle Gewerke hinweg effizient betreiben. Mit der kommenden ESG-Pflicht sind viele Unternehmen nun zum ersten Mal gefragt, ihre Daten sichtbar zu machen, und angehalten, auf Basis dieser Daten kontinuierliche Energieeffizienzverbesserungen vorzunehmen. Sie müssen also Verbrauchs- und Emissionsdaten digital erfassen, übertragen und analysieren. Häufig ist es bei neu geschaffener Transparenz so, dass Betreiber schnell erkennen, ob Anlagen richtig laufen oder ob diese nachjustiert werden müssen. Aber: „Wenn ein Betreiber seine Daten hat, dann hat er in dem Moment erst einmal noch keinen Vergleich, ob er mit seinem Gebäude schon gut liegt, eher im Mittelfeld unterwegs ist oder sich Sorgen machen muss,“ wendet Knodel ein. „Mit standardisierten KPIs wird das jetzt möglich. Jetzt kann er sein Objekt anhand identischer Maßstäbe mit anderen vergleichen und weiß am Ende, wo er tatsächlich steht.“ Dieses Ziel verfolgt auch die CSRD. Durch Datenneutralisation und einheitliche Formate kann Interoperabilität auch im Energiespeichersektor erreicht werden. Durch Festlegung standardisierter Kennzahlen, wie sie durch die European Financial Reporting Advisory Group aktuell für das ESG-Reporting entwickelt werden, tritt Vergleichbarkeit ein. Das baut Hürden ab, da Betreiber so wissen, was sie messen müssen.

Visualisierung und Vergleichbarkeit

Als großen Vorteil für die Arbeit mit Gebäuden betont Rainer Knodel zudem die visuelle Aufbereitung dieser Daten: „Mittlerweile hat man immer mehr die Notwendigkeit erkannt, gespeicherte Daten auch zu visualisieren – und zwar so, dass sich aus der Visualisierung auf einen Blick Mehrwerte erkennen lassen.“ Mit visuell aufbereiteten und damit leicht analysierbaren Daten lassen sich Maßnahmen schnell auf ihre Wirksamkeit prüfen, da Auswirkungen auf z.B. CO2-Emissionen direkt nachvollzogen werden können. Der visuelle Charakter war Wago daher auch für das eigene Umwelt-Reporting wichtig. Das Wago Building Environmental Reporting ist ein cloudbasiertes Angebot des Unternehmen, das insbesondere die Energiedatenerfassung darstellt und User bei der Umsetzung des Environmental-Parts im ESG-Reporting unterstützt. Der Cloud-Service macht gespeicherte Daten dabei sichtbar, erstellt automatisierte Dashboards und ermöglicht Nutzern, Abhängigkeiten oder Schablonen zu generieren. „So kann ich schnell periodische Abhängigkeiten feststellen: Wie verhält sich dieser Datensatz zum Vormonat, zum Vorjahr oder im Vergleich zu anderen Gebäuden,“ so Knodel. „Die Idee kann auch sein, eine Schablone für ein bestimmtes Gebäude anzufertigen und dieses dann jedem weiteren Gebäude überzustülpen. Dann lässt sich erkennen: Verhält sich dieses Gebäude so, wie es die Schablone vorgibt oder anders?“ So lassen sich das Verhalten eines Gebäudes erkennen und Mehrwerte daraus generieren, indem z.B. Systemeinstellungen angepasst werden. Das erhöht letztlich nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch den Komfort und die Sicherheit der Gebäudenutzer.

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