Daten unterwegs mit Licht

Lampen sind künftig nicht nur Beleuchtung, sondern übernehmen auch den Datentransfer. Sie bringen Filme in HD-Qualität verlustfrei, schnell und sicher auf iPhone oder Laptop. Mit nur wenigen Zusatzbauteilen können normale LEDs zum optischen W-LAN werden. Möglich macht das Visible Light Communication, kurz VLC.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Vier Personen haben es sich in einem Raum gemütlich gemacht. Jeder von ihnen kann auf einem eigenen Laptop einen anderen Film aus dem Internet in HD-Qualität genießen. Möglich wird dies dank optischem W-LAN. Als Medium für die Datenübertragung dient Licht aus den LEDs der Deckenbeleuchtung. Das war lange eine Zukunftsvision. Doch seit Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut HHI in Berlin im EU-Projekt Omega eine neue Übertragungstechnologie für Videodateien entwickelt haben, rückt ihre Realisierung in greifbare Nähe. Ende Mai 2011 konnten die Forscher das Projektergebnis in Rennes, Frankreich präsentieren: Es gelang, mit Decken-LEDs, die mehr als 10m2 eines Raums ausleuchteten, Daten mit 100MBit/s verlustfrei zu übertragen. Der Empfänger lässt sich innerhalb dieser 10m2 beliebig platzieren. ‚Das heißt, wir haben vier Videofilme in HD-Qualität gleichzeitig auf vier Laptops gebracht‘, sagt Dr. Anagnostis Paraskevopoulos, Wissenschaftler am HHI.

Raumbeleuchtung und Informationsübertragung

‚Die Grundlagen für Visible Light Communication (VLC) wurden im Projekt gemeinsam mit den Industriepartnern Siemens und France Telecom Orange Labs entwickelt‘, sagt der Experte. Zusammen mit einem Team um Projektleiter Klaus-Dieter Langer wird die neue Technologie jetzt am HHI weiterentwickelt. ‚Bei VLC dienen die Lichtquellen – in diesem Fall Weißlicht-LEDs – gleichzeitig für die Raumbeleuchtung und für die Informationsübertragung. Mithilfe eines Spezialbauteils, des Modulators, knipsen wir die LEDs ganz schnell ein und aus, und übertragen die Informationen als Einsen und Nullen. Das menschliche Auge nimmt die Lichtmodulation nicht wahr. Als Empfänger am Laptop reicht eine schlichte Photodiode. Sie fängt das Licht auf, eine Elektronik dekodiert die Information und übersetzt sie in elektrische Impulse, also die Sprache des Computers‘, erläutert Langer. Ein Vorteil: Die LEDs lassen sich mit nur wenigen Bauteilen so präparieren, dass sie als Überträger dienen. Sobald die direkte Verbindung zwischen Lampe und Photodiode unterbrochen wird, beispielsweise wenn jemand seine Hand dazwischenhält, wird die Übertragung beeinträchtigt. Als mögliche Endgeräte kommen Laptop, Palm oder Handy in Frage.

Optisches W-LAN und PowerLAN in Kombination

VLC solle kein Ersatz für herkömmliches W-LAN, PowerLAN oder UMTS werden, betonen die Wissenschaftler. Dort wo Funknetze unerwünscht oder nicht möglich sind, eignet es sich vielmehr als zusätzliche Datenübertragungsoption – ohne dass im Haus neue Kabel oder Geräte nötig werden. Dabei sind auch Kombinationen möglich, etwa für eine Richtung optisches W-LAN und für den Rückkanal PowerLAN. So lassen sich Filme auf den PC übertragen und auch wieder von dort zurückspielen und auf einen anderen Rechner senden.

Anwendungsbeispiele

Die neue Übertragungstechnologie eignet sich etwa für Krankenhäuser. Denn hier sind Funknetze nicht erwünscht. Dennoch müssten hohe Datenraten verlustfrei und unkomprimiert übertragen werden, meinen die Experten. Wenn ein Teil der Kommunikation über die OP-Lampe läuft, ließen sich drahtlos OP-Roboter steuern oder Röntgenbilder übermitteln. In Flugzeugen könnte jeder Passagier sein eigenes Unterhaltungsprogramm auf einem Display sehen, die Flugzeughersteller könnten gleichzeitig Kilometer an Kabeln sparen. Ein weiterer möglicher Einsatzort sind Fabrikhallen. Auch hier stören Funknetze oft die Abläufe. Derzeit entwickeln die Forscher ihre Systeme weiter in Richtung höherer Bitraten. ‚Im Labor konnten wir mit einer rot-blau-grünen Weißlicht-LED 800Mbit/s übertragen‘, sagt Langer. Das ist Weltrekord für die VLC-Methode.

Fraunhofer auf der IFA 2012

Auf der IFA 2012 können sich Besucher vom 31.08. bis zum 05.09. in Halle 11.1, Stand 10 über innovative Fraunhofer-Projekte im Bereich Unterhaltungs- und Gebrauchselektronik informieren. Drei Fraunhofer-Institute aus dem Bereich Informatik, Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnik stellen nicht nur Lösungen für die Medienindustrie vor, sondern zeigen auch Technologieangebote für den privaten Haushalt sowie Entwicklungen für Kommunen und administrative Service-Bereiche.

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