Probleme mit Multiprotokoll-Gateways im Smart Home

Standard-Protokolle als langfristigere Lösung?

Nach zwölf Jahren fehlt für ein smartes Zuhause immer noch ein standardisiertes Softwareprotokoll. Mehrere sogenannte Standards konkurrieren immer noch miteinander, um ein überzeugendes Endprodukt zu schaffen. Verschiedene Funkstandards wie z.B. Z-Wave, ZigBee, ULE oder Enocean haben sich zwar teilweise etabliert, bieten aber noch keine vollumfänglich zufriedenstellende Lösung an. Eine Integration von Geräten unterschiedlicher Gewerke ist aber unbedingt wünschenswert. Denn wer möchte schon mehrere Fensterkontakte für die unterschiedlichen Applikationen montieren?

 (Bild: eQ-3 AG)
(Bild: eQ-3 AG)

Vermeintliche ‚Lösung‘ ist es daher heute oft, die verschiedenen Protokolle über Multiprotokoll Gateways miteinander zu verbinden. Ein solches Gateway, also eine Steuerungszentrale, die verschiedene Funkprotokolle miteinander verknüpft, könnte eine Alternative sein, die Abhilfe aus dem Dilemma der verschiedenen Protokolle schafft. Natürlich wächst dabei die Komplexität enorm. Jedes der Protokolle hat unterschiedliche Eigenschaften, die Geräte werden auf unterschiedliche Art installiert und konfiguriert. Die meisten Funkprotokolle sind nicht in der Lage, ein gewöhnliches Einfamilienhaus oder auch nur eine Wohnung abzudecken. Hier wird das sogenannte Mesh Networking als vermeintliche Lösung verwendet. Dabei soll jedes netzbetriebene Gerät des jeweiligen Systems zugleich als Repeater fungieren und helfen, trotz zu geringer Reichweite eines einzelnen Gerätes ein ganzes Haus abzudecken. Nun ist es aber so, dass Geräte mit Protokoll ‚A‘ nicht die Geräte mit Protokoll ‚B‘ als Mesh-Router nutzen können. Obwohl eigentlich genug Geräte installiert sind, ist es dann oft so, dass trotzdem nicht das gesamte Haus vom Funk abgedeckt wird. Dem Endkunden gegenüber ist eine solche Lösung kaum vermittelbar. Zugleich multiplizieren sich die Anforderungen an die Ausbildung der Mitarbeiter des Betriebs, die für Installation, Konfiguration und Wartung der Lösung. Für den Inhaber des Fachbetriebes verbieten sich solche Lösungen schon alleine wegen Ausbildungskosten und Risiko. Weitere Herausforderung ist die dauerhafte Unterstützung der Protokolle und aller Geräte. Für den Hersteller eines Multiprotokoll-Gateways ist dies eine kaum zu meisternde Aufgabe. Mehrere Protokolle, verschiedenste Gerätetypen, unterschiedliche und rasch wechselnde Versionen von Protokollen, herstellerspezifische Features, rasche Weiterentwicklung der Sprachplattformen, regelmäßig neue Versionen von Smartphone Plattformen: Es ist offensichtlich, dass hier mit der vermeintlichen Lösung ein Problem entstanden ist, bei dem die Komplexität exponentiell mit der Gerätezahl wächst. Dies stellt einen großen Stolperstein für jedes Multiprotokoll-Gateway dar. Letztlich wird auch dieses Risiko auf diejenigen Fachbetriebe abgewälzt, die solche Lösungen vermarkten.

Das Homematic IP System deckt alle Bereiche des intelligenten Wohnens ab. Es sind über 80 Geräte aus den Bereichen Raumklima, Licht&Beschattung, Sicherheit&Alarm sowie Wetter&Umwelt erhältlich. (Bild: eQ-3 AG)
Das Homematic IP System deckt alle Bereiche des intelligenten Wohnens ab. Es sind über 80 Geräte erhältlich. (Bild: eQ-3 AG)

‚Offen‘ klingt als Attribut einer Lösung gut. Als ‚offen‘ angebotene Zentralen sind aber zumeist nur für den Hersteller in Programmierung und Unterstützung von Protokollen offen. Wenn der Hersteller den Support einstellt, steht der Fachbetrieb alleine da. Ebenso abschreckende Wirkung auf Smart-Home-Nutzer hat, dass bereits weithin sichtbar wurde, dass Produkte durchaus bekannter Marken, die auf den sogenannten Standards basieren, bereits wieder aus den Regalen im Großhandel verschwunden sind. Dieser Protokoll-Dschungel bereitet besonders dem Fachhandwerk große Probleme. Die Unternehmer müssen schon zu Beginn entscheiden, mit welchem Gerät sie arbeiten möchten. Ohne, dass sie abschätzen können, ob das ganze System auch in zwei oder am besten in über zehn Jahren auch noch erhältlich und erweiterbar ist. Ein Punkt der entscheidend für die Investition in einen smarten Ausbau der eigenen Firma sein kann. Somit müssen von vorneherein folgenden Fragen sicher geklärt sein: Wie lange wird es die Plattform und die Komponenten geben? Was kann ich tun, wenn es eines von beiden nicht mehr gibt?

WLAN als weißer Ritter?

Ein weiterer Lösungsansatz wären WLAN-gesteuerte Lichtschalter. Diese Smart-Home-Lichtschalter werden in normalen Unterputz-Steckdosen angeschlossen, wodurch sie mit dem eigenen System verbunden und gleichzeitig auch gesteuert werden können. Leider kann mit WLAN nur ein kleiner Teil von Home Control abgedeckt werden, mit starken Defiziten in den Bereichen der Heizungssteuerung und bei Sicherheitslösungen. Die Funkreichweite, tatsächliche Batterielebensdauer, Reaktionsgeschwindigkeit und auch Sicherheit reichen schlicht nicht aus. Was allein bleibt, wäre der Ansatz eine Multiprotokoll-Gateways mit den oben genannten Problemen.

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