Conrad Electronic feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Wie ist es gelungen, sich als Händler so lange erfolgreich am Markt zu behaupten?
Ralf Bühler: Pioniergeist und Mut zur Veränderung gehören zu den Kernkompetenzen von Conrad. Mit Radiobausätzen war Max Conrad als Firmengründer am Puls der Zeit. Oder nehmen Sie die Revolution des Fernsehens in den 30er-Jahren, den Einsatz von EDV im Versand in den 70ern oder den Schritt, mit einem eigenen Shop in die Welt des Internets in den 90ern. Über vier Generationen hat es die Familie Conrad immer wieder geschafft, Trends frühzeitig zu erkennen. Auch der Launch des Conrad Marketplace für Geschäftskunden in der Technikbranche im Jahr 2017 gehört dazu.
Conrad fokussiert sich bereits seit einigen Jahren klar auf Geschäftskunden. Inwiefern hängt das mit der Transformation zur Sourcing Platform zusammen?
Unser Anspruch ist es schon immer, das Ohr nah bei unseren Kunden und Kundinnen zu haben. Den Bereich Conrad Business Supplies haben wir bereits 1998 ins Leben gerufen, um verstärkt Geschäftskunden anzusprechen. Wir hatten also viel Zeit, die Herausforderungen dieser Kundengruppe kennenzulernen und mit einem passgenauen Angebot auf ihre Bedürfnisse und Bedarfe zu reagieren. Mit der Conrad Sourcing Platform fokussieren wir, größeren und kleineren Betrieben genau die Art von Beschaffung zu ermöglichen, die exakt auf ihre Anforderungen zugeschnitten ist.
Welche Vorteile bietet Conrad als Beschaffungsplattform?
Verlässliches Beschaffen aus einer Hand ist hier ein wichtiges Stichwort: Mit zehn Millionen Produktangeboten und einem gleichermaßen breiten wie tiefen Sortiment, u.a. in den Bereichen Mess- und Gebäudetechnik, ermöglichen wir Unternehmen einfaches und schnelles Beschaffen aus einer Hand. Integraler Bestandteil dieser Plattformökonomie ist unser Marketplace, auf den mittlerweile allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Geschäftskunden zugreifen.
Mit diesem Angebot wenden Sie sich ausschließlich an Geschäftskunden. Was braucht in Ihren Augen ein B2B-Marktplatz, um für diese Zielgruppe besonders attraktiv zu sein?
Bei unserem Marktplatz haben wir uns von Anfang an für ein kuratiertes Modell entschieden. Seit mittlerweile sechs Jahren verkaufen dort also ausschließlich geprüfte Seller ihre Ware. Das ist ein entscheidender Punkt, denn gerade bei beschaffenden Unternehmen ist der Anspruch an die Produktqualität besonders hoch. Neben Deutschland sind wir derzeit bereits in Österreich, den Niederlanden, Frankreich und Italien mit einem eigenen Marktplatz vertreten. Diese Internationalisierung treiben wir weiter voran. Auch, weil wir großes Potenzial im Cross Border Commerce sehen. Indem wir Anbietern den Verkauf ihrer Waren auch über Landesgrenzen hinweg vereinfachen, erhöhen wir die Menge der verfügbaren Produkte und machen sie zugleich in anderen Ländern verfügbar. Und sollten Produkte benötigt werden, die nicht auf unserer Plattform sind, dann gibt es unser Team in der Sonderbeschaffung, das sich weltweit auf die Suche nach dem gewünschten Produkt macht. Erleben Sie Licht in neuer, farbiger Vielfalt. Mit dem DALI Gateway Colour für KNX steuern Sie DALI-Leuchten zentral und flexibel, individuell und vielseitig, um das Wohlbefinden gezielt zu steigern und eine besondere Atmosphäre zu schaffen. ‣ weiterlesen
Intelligentes Lichtmanagement.
Sie erwähnen oft den Faktor Mensch. Was genau verstehen Sie darunter?
Die Möglichkeiten der Digitalisierung bringen, gerade auch im Bereich der modernen Beschaffung, unfassbar viele Vorteile. Bei Conrad sind wir trotzdem davon überzeugt, dass erst aus der Symbiose von Menschen und Maschinen die bestmögliche Lösung entsteht. Bei uns treffen Kunden und Kundinnen also nach wie vor auf Menschen, die ihnen zuhören und mit ihnen auf Augenhöhe an der Realisierung ihrer Projekte arbeiten.
Digitalisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Prozessoptimierung ist also demnach kein Selbstzweck?
Keine Frage, der Einsatz künstlicher Intelligenz macht Einkaufsprozesse deutlich einfacher und effizienter. Dass etwa in unserem Online-Shop proaktiv Alternativprodukte angezeigt werden, ist ein Verdienst der KI. Und natürlich nutzen wir diese Technologie, um Prozesse auf unserer Website und im Rahmen der Beschaffung zu optimieren. Doch tatsächlich bin ich der Meinung, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz für Unternehmen nur dann sinnvoll ist, wenn er echten Mehrwert bringt.
Sie haben vorhin das Thema Projektrealisierung angesprochen. Worin genau liegt der Mehrwert Ihres Angebots für Geschäftskunden?
Wir verstehen uns als Lösungsanbieter. Als Partner bieten wir unseren Geschäftskunden also nicht nur unser umfangreiches Produktangebot, sondern auch persönliche Beratung sowie zahlreiche Services, die den Einsatz der Produkte noch einfacher machen sollen. Dabei bleibt es unseren Kunden und Kundinnen überlassen, ob sie ein Messgerät kalibrieren, ein Kabel konfektionieren oder sich von Conrad eine einsatzbereite Turnkey-Lösung liefern lassen wollen.
Können Sie ein Beispiel machen?
Nehmen wir unser Projekt mit der Toi Toi & Dixi Group. Wir alle kennen die Toilettenkabinen. Was jedoch die wenigsten wissen: Im Winter sind die Kabinen auf Baustellen häufig mit einem Heizlüfter im Einsatz. Das Problem: Um die Anforderungen vor Ort zu erfüllen, mussten die auf dem Markt verfügbaren Geräte vor ihrem Einsatz aufwändig umgebaut werden. Genau dieser Mehraufwand sollte künftig vermieden werden, weshalb sich der Einkaufsleiter von Toi Toi & Dixi auf die Suche nach einem geeigneten Partner machte, der die Geräte mit den erforderlichen Spezifikationen direkt zur Verfügung stellt. Und da wurde er bei unserem Product Sourcing & Development Team fündig. Da Conrad seit über 35 Jahren in Asien aktiv ist, haben wir direkten Zugang zum Beschaffungsmarkt in Fernost. Stellvertretend für den Auftraggeber und zusammen mit unserem Herstellernetzwerk vor Ort kümmern wir uns um Entwicklung, Prototyping, Qualitätskontrolle, Zertifizierung, Labeling und Logistik von maßgeschneiderten Produktlösungen. Im Falle von Toi Toi & Dixi waren das eben diese 5.000 Heizlüfter, die in zwei Containern per Schiff aus Asien geliefert und just in time an die deutschen Niederlassungen verteilt wurden. Und das bei einer Lead-Time von 180 bis 200 Tagen.
Conrad hat sich auch das Thema E-Procurement auf die Fahnen geschrieben. Inwiefern können Geschäftskunden auch hier von der Conrad Sourcing Platform profitieren?
Damit die C-Teile noch einfacher und schneller bei unseren Kunden und Kundinnen ankommen, ist es elementar wichtig, zu verstehen, wie wir Beschaffungsprozesse optimieren können und was gebraucht wird, um diesen Weg gehen zu können. Egal ob Ein-Mann-Firma, Handwerksbetrieb mit 15 Mitarbeitenden, Mittelständler oder Konzern: Sie alle eint der Wunsch, ihren technischen Bedarf möglichst einfach und unkompliziert zu beschaffen. Selbstverständlich können kleinere Betriebe nach wie vor auch ganz klassisch in unserem Webshop einkaufen, der ständig weiterentwickelt wird. Indem der Beschaffungsprozess jedoch weiter digitalisiert und verschlankt wird, lassen sich noch mehr Zeit und Kosten im Einkauf sparen. Genau deshalb bieten wir Firmen aller Branchen und Größen maßgeschneiderte E-Procurement-Lösungen an. Hier unterstützen wir alle Anbindungsarten. Unternehmen mit eigenem ERP-System können sich über Open Catalog Interface (OCI) dynamisch an die Conrad Sourcing Platform anbinden.
Aber auch kleinere Betriebe können mithilfe von Conrad ins E-Procurement einsteigen?
Auf jeden Fall! Wir begleiten auch kleinere Unternehmen auf dem Weg in die elektronische Beschaffung. Mit unserer Lösung Conrad Smart Procure unterstützen wir Betriebe ohne eigenes ERP-System bei der Digitalisierung ihrer Beschaffung. Mithilfe dieses kostenlosen und browserbasierten Tools können Mitarbeitende ihren eigenen Bedarf über einen zentralen Account direkt decken – auch über verschiedene Abteilungen hinweg. Der zweite große Vorteil: Vorgesetzte oder Einkaufsverantwortliche haben dank Freigabeworkflows und Analyse-Dashboard trotzdem jederzeit den Überblick.
Welche Rolle kann Conrad mit seinem Angebot ganz speziell für die Bereiche Elektroinstallation und E-Handwerke spielen?
Profis dieser Branchen bieten wir z.B. ein umfassendes Angebot an Mess-, Analyse- und Prüfgeräten, Umweltmesstechnik und Energiekosten-Messgeräten. Angefangen beim flexiblen Einsatz von Wärmebildtechnik zur Kontrolle von Energieverlusten, über robuste Spannungsprüfer und Installationsprüfgeräte bis hin zu fest installierten Messgeräten in Installationsschränken. Namhafte Hersteller wie Fluke, Flir, Benning, Gossen, Metrawatt und Voltcraft stehen hierbei für Qualität und einfache Anwendung beim Messeinsatz. Selbstverständlich steht ein Großteil unserer Mess- und Prüfgeräte kalibriert zur Verfügung. In speziellen Themenwelten in unserem Onlineshop stellen wir außerdem Produktneuheiten vor, zeigen aktuelle Trends auf und stellen in Use Cases und Ratgebern innovative Impulse rund ums Thema Messen, Testen und Prüfen zur Verfügung.
