Fast jeder Vierte nutzt ChatGPT

Chance versus Risiko bei künstlicher Intelligenz

Bild: TÜV-Verband e. V.

Anwendungen mit generativer künstlicher Intelligenz (KI) wie etwa ChatGPT verbreiten sich rasant, verursachen aber auch Sorgen: Seit der Einführung im November haben schon 83% der Deustchen von ChatPT gehört. 23% haben das Tool bereits für berufliche oder private Zwecke genutzt. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.021 Personen ab 16 Jahren ergeben. „Seit seiner Einführung zeigt ChatGPT eindrucksvoll, welches enorme Potenzial künstliche Intelligenz hat“, so Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. ChatGPT zeige aber auch, welche Risiken mit dem Einsatz von KI verbunden seien. So stimmen 80% der Aussage zu, dass beim Einsatz von KI derzeit nicht abschätzbare Risiken bestehen. Fast zwei von drei befürchten, dass die Technologie für Menschen nicht mehr beherrschbar ist (65%) oder dass sie ohne ihr Wissen manipuliert werden könnten (61%). Und 76% haben Bedenken, dass KI persönliche Daten nicht ausreichend schützt. „Es muss sichergestellt werden, dass KI-Anwendungen Menschen nicht körperlich verletzen oder benachteiligen“, sagte Bühler, der in der geplanten EU-KI-Verordnung eine Chance sieht, einen passenden Rechtsrahmen für die Nutzung von KI in der EU zu schaffen. In der Studie befürworten 84% der Befragten gesetzliche Vorgaben für KI-Anwendungen.

Große Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Was die Chancen und Risiken der Technologie angeht, sind die Meinungen geteilt. 50% sind der der Ansicht, dass unter dem Strich die Chancen die Risiken übersteigen. 39% sind nicht dieser Meinung und 12% sind unentschlossen. „Weitreichende Folgen wird künstliche Intelligenz für den Arbeitsmarkt haben“, so Bühler. 87% gehen davon aus, dass KI die Arbeitswelt grundlegend verändern wird. Etwa die Hälfte glaubt, dass sehr viele Menschen als Folge des KI-Einsatzes ihren Job verlieren werden (48%). Allerdings machen sich derzeit nur 15% Sorgen, dass KI-Systeme ihre eigene berufliche Tätigkeit ersetzen werden. Viele der Befragten erwarten sogar Vorteile. So stimmt jeder Zweite der Aussage zu, dass KI das Potenzial hat, ihn oder sie in ihrem Beruf zu unterstützen (50%). „Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass KI-Anwendungen als digitale Assistenten die Beschäftigten bei der Bewältigung unterschiedlichster Aufgaben unterstützen werden“, sagte Bühler.

Gefahren für Mediensystem und Demokratie

Große Sorgen bereitet der Bevölkerung die Auswirkungen von generativen KI-Anwendungen für das Mediensystem und unser politisches System. Gut 51% geben an, dass die Technologie eine Gefahr für die Demokratie sei. Dabei gehe es etwa um Falschnachrichten, Propaganda und manipulierte Bilder, Texte und Videos. Laut Umfrage gehen 84% der Befragten davon aus, dass KI die Verbreitung von ‚Fake News‘ massiv beschleunigen werde. 91% glauben, dass kaum noch erkennbar sein wird, ob Fotos oder Videos echt oder gefälscht sind. Und gut zwei von drei Befragten fürchten, dass KI die Verbreitung staatlicher Propaganda massiv beschleunigen wird (69%).

Forderung nach rechtlichem Rahmen

91% der Befragten fordern, dass der Gesetzgeber einen rechtlichen Rahmen für den sicheren Einsatz von KI schaffen sollte. Dabei sollte sich die Regulierung und Nutzung von KI in der EU an europäischen Werten orientieren, sagen 83%. Nur 16% sind der Meinung, dass man KI derzeit nicht regulieren und die ethische Entwicklung Tech-Unternehmen überlassen sollte. 94% sprechen sich zudem für eine Kennzeichnungspflicht für automatisiert bzw. mit KI-Unterstützung erzeugte Inhalte aus, 88% für eine Kennzeichnung, dass KI in einem Produkt oder einer Anwendung ‚enthalten‘ ist, und 86% fordern eine verpflichtende und unabhängige Prüfung der Qualität und Sicherheit von KI-Systemen.

EU als Vorreiter?

Aus Sicht des TÜV-Verbands leitet sich daraus ein klarer Handlungsauftrag für die Politik ab. „Mit dem AI Act ist die EU globaler Vorreiter bei der Gesetzgebung in den demokratisch organisierten Wirtschaftsblöcken“, sagte Bühler und sprach sich für klare am Risiko orientierte Regeln aus. „Mit einer intelligenten Regulierung können wir einen internationalen Standard für innovative und wertebasierte KI setzen.“ Der Entwurf des AI Acts sieht vor, KI-Anwendungen in vier Risikoklassen einzuteilen. Die geplanten Regelungen reichen von einem Verbot für KI-Anwendungen mit einem ‚unannehmbaren Risiko‘ wie etwa Social Scoring bis zu keinerlei Vorgaben für Anwendungen mit ‚minimalem Risiko‘ wie Spamfiltern oder Games. KI-Systeme mit einem ‚begrenzten Risiko‘ wie einfache Chatbots müssen bestimmte Transparenz- und Kennzeichnungspflichten erfüllen. Für KI-Anwendungen mit einem ‚hohen Risiko‘, etwa in kritischen Infrastrukturen, gelten strenge Sicherheitsanforderungen. Diese müssen neben Transparenzpflichten auch Anforderungen wie die Erklärbarkeit ihrer Ergebnisse oder Diskriminierungsfreiheit erfüllen.

TÜV-Verband e. V.

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