Mehr Nachhaltigkeit für die Beleuchtungsindustrie

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Grundsätzlich kann es die Beleuchtungsindustrie als Erfolg für sich verbuchen, in den vergangenen Jahren den Umstieg von ineffizienten und teils mit bedenklichen Chemikalien versehenen Produkten hin zu energieeffizienteren LEDs bewältigt zu haben. Nachdem über diverse Verordnungen zunächst die klassische Glühbirne aus dem Verkehr gezogen wurde und nach und nach andere Produktgattungen folgten, war im Sommer 2023 schließlich auch für die Leuchtstoffröhren mit ihrem gesundheitsschädlichen Quecksilber EU-weit Schluss. Entsprechend wurden alte Produkte durch effizientere und umweltfreundlichere Retrofits ersetzt oder komplett gegen zeitgemäße Leuchten ausgetauscht. Was notwendig und erfolgreich war, entsprang letztlich aber einem gesetzlichen Zwang. Daneben gibt es jedoch auch Hoffnung machende Beispiele, die intrinsisch motiviert sind.

Ein modularer Aufbau ermöglicht die komfortable Aufrustbarkeit sowie den leichten 
Austausch von Schlusselkomponenten.
Ein modularer Aufbau ermöglicht die komfortable Aufrustbarkeit sowie den leichten Austausch von Schlusselkomponenten.Bild: Ledvance GmbH

Mehr Nachhaltigkeit – wo anfangen?

Wie so oft führen viele Wege zum Ziel: Neben der Umrüstung von alter, ineffizienter Technologie auf leistungsstarke Lösungen mit geringerem Energiebedarf bei höherer Effizienz und einer verlängerten Lebensdauer hilft bei der Beleuchtung eine intelligente Steuerung beim Energiesparen im täglichen Betrieb. So schaltet etwa ein Lichtmanagement-System mit Sensoren für Anwesenheitserkennung und Tageslichtsensorik das Licht in leeren Räumen automatisch aus oder passt die Helligkeit an die jeweiligen Umgebungsbedingungen an. Werden auch noch die Produktion auf erneuerbare Energien und die Verpackungen auf umweltfreundliche Materialien umgestellt, ist bereits viel gewonnen. Einen noch viel größeren Impact versprechen neue Produktgenerationen, die den Aspekt der Nachhaltigkeit schon beim Produktdesign berücksichtigen. Jedes Jahr werden schätzungsweise 391 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, der über kurz oder lang als Müll die Meere verschmutzt oder als Mikroplastik im Körper landet. Als Gegenmittel bieten sich zwei Möglichkeiten an: die Menge an Neuplastik zu reduzieren, indem es durch andere Werkstoffe oder recyceltes Altplastik ersetzt wird oder dafür zu sorgen, dass Produkte aus Plastik möglichst lange nutzbar sind und entsprechend nicht (so schnell) zu Abfall werden. Beide Ansätze verfolgt das Garchinger Unternehmen Ledvance, das in seine Natureloop-Produkte erstmals recyceltes Plastik integriert und mit seinen neuen Everloop-Produkten komfortable Aufrüstbarkeit und Wechselbarkeit von Schlüsselkomponenten ermöglicht.

Neue Ansätze für die Branche

Laut dem Branchenverband LightingEurope ist davon auszugehen, dass LEDs bis 2030 81 Prozent aller Lichtquellen ausmachen werden. Dieser Erfolg verstärkt jedoch ein Kernproblem: LED-Leuchten sind in der Regel für den Gebrauch und nicht für die Reparatur gemacht. Sprich: Trotz der Langlebigkeit der LEDs wird bei einem Schaden in der Regel das gesamte Gerät ausgetauscht. Dadurch generiert eine eigentlich umweltfreundliche Technologie unnötig viel Abfall. Der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit sind an dieser Stelle also Modularität und Austauschbarkeit. Etwa 70 Prozent der Komponenten einer Leuchte sind oft noch verwendbar, wenn eine Lichtquelle oder ein Treiber das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Lassen sich diese kritischen Komponenten bequem austauschen oder sogar aufrüsten, verlängert sich die Lebensdauer des gesamten Produkts. So leistet es einen Beitrag zum EU-Plan zur Reduzierung von Elektronikschrott und wird auf lange Sicht auch kostengünstiger – ein Weg, den Ledvance seit 2023 mit den Everloop-Produkten verfolgt.

Ein alternativer Ansatz ist die Umstellung auf andere Materialien bei der Produktion. In der Gastronomie haben sich z.B. Kaffeebecher oder Schüsseln und Teller aus recyceltem sowie recycel- oder kompostierbarem Material im Alltag etabliert – eine Idee, die sich theoretisch auf die Beleuchtungsbranche übertragen ließe, gäbe es da nicht das Problem der Hitzebeständigkeit recycelter Materialien. Daher ist es aktuell noch eine (zu große) Herausforderung, Leuchten vollständig aus PCR-Kunststoff (Post-Consumer-Recycled, also recycelter Kunststoff aus Industrie und Haushalten) herzustellen und dabei in Aussehen, Haptik und Preis den bekannten Produkten ähnlich zu sein. Wie die Natureloop-Leuchten zeigen, lassen sich jedoch schon heute Leuchten auf den Markt bringen, bei denen Plastikteile wie das Gehäuse, der Diffusor oder die Verschlussklemmen, immerhin zu 50 Prozent aus PCR-Kunststoff bestehen.

Im Hürdenlauf zu mehr Nachhaltigkeit

Neben der Entwicklung und Produktion derartiger Lösungen ist es die größte Herausforderung, wertige Produkte auch zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Andernfalls bleiben Kundenakzeptanz und Kaufbereitschaft auf der Strecke. Da die Produktion mit PCR-Materialien kostspieliger ist, müssen Endkunden mit einem leichten Preisanstieg rechnen. Sie müssen sich also (zumindest derzeit noch) bewusst für die kostspieligere, aber nachhaltigere Variante entscheiden, damit langfristig herkömmliche Produkte verdrängt werden können. Es liegt in der Verantwortung der Branche, diese Entscheidung durch eine wettbewerbsfähige Preisgestaltung so leicht wie möglich zu machen. Der Weg dahin führt über die gemeinsame Arbeit an Standardisierungen. Dadurch sinken die Preise, die Akzeptanz und Wechselbereitschaft auf Kundenseite steigen. Nur so kann die Beleuchtungsindustrie insgesamt nachhaltiger werden.

Wie das Prinzip hinter den Everloop-Produkten funktioniert, erfahren Sie im Video: https://tedo.link/mzbAPX

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