Mehr Energieeffizienz in Bestandsgebäuden

PropTech-Start-ups bieten Lösungen, mit denen sie die Daten zugänglich machen und analysieren.
PropTech-Start-ups bieten Lösungen, mit denen sie die Daten zugänglich machen und analysieren. Bild: ©Trenkel/ METR Building Management Systems GmbH

Ein großer Hebel, um die Energieeffizienz der Immobilienbranche zu steigern, liegt im Bestand. 85 Prozent der Mehrfamilienhäuser in Deutschland sind älter als 25 Jahre und meist mit veralteten technischen Anlagen ausgestattet. Dazu kommt, dass 80 Prozent der CO2-Emissionen durch den Betrieb von Gebäuden entstehen. Doch wie kann die Immobilienwirtschaft ihren Gebäudebestand so gestalten, dass sie auch ohne kostenintensive Investitionen in neue Anlagentechnik trotzdem CO2 einsparen kann? Die Antwort liegt in einem digitalen Gebäudemanagement. Damit lässt sich bereits ein großes Optimierungspotenzial ausschöpfen, ohne im ersten Schritt Bestandsanlagen austauschen zu müssen.

Digitale Lösungen für einen energieeffizienten Anlagenbetrieb

Durch ein digitales Gebäudemanagement erhält die Immobilienbranche einen Einblick in die Betriebsdaten ihrer technischen Anlagen und den Energieverbrauch der Gebäude. Auf Grundlage der erhobenen Daten kann die Branche ihre Prozesse optimieren und die Energieeffizienz ihrer Immobilien steigern. Gleichzeitig kann sie ihre Prozesskosten um bis zu 50 Prozent reduzieren und die Daten als Grundlage für ihre Nachhaltigkeits-Reportingpflicht nutzen. Damit die Branche diese Transparenz und Einsparungen erreicht, muss sie die Gebäudedaten erst einmal erfassen und auswerten. Property Technology (PropTech)-Startups, wie Metr Building Management Systems, bieten der Branche dafür marktreife Lösungen, mit denen sie die Daten zugänglich machen und analysieren. Die GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen setzt hierfür z.B. auf die Metr-Lösung zur Fernüberwachung und Optimierung von Heizungsanlagen in mehr als 50 Wohngebäuden. Dafür wurden die Heizungsanlagen der GWH digital angebunden, wodurch eine automatische Fernüberwachung der Anlagen ermöglicht wurde.

Die Lösung von Metr stellt die Daten in Echtzeit in einem zentralen Dashboard zur Verfügung. – Bild: Metr Building Management Systems GmbH

Betriebsdaten der Heizungsanlagen erfassen und auswerten

Die Lösung erfasst die wesentlichen Betriebsdaten der Heizungsanlagen und überträgt sie mithilfe eines multifunktionalen IoT-Gateways an die Metr-Plattform. Ein Machine-Learning-Algorithmus wertet die Daten aus und stellt sie in Echtzeit in einem zentralen Dashboard für die GWH zur Verfügung. Das System liefert dabei Hinweise auf nicht optimal eingestellte Heizungsanlagen. Diese können von der GWH genutzt werden, um den Betrieb datenbasiert effizienter zu gestalten. Neben der Fernüberwachung kommt auch die intelligente Energieoptimierung des Startups zum Einsatz, die eine permanente, automatische Optimierung der Heizungsanlagen auf Basis von Wettervorhersage-Daten ermöglicht. Der Algorithmus ist darauf ausgerichtet, die Wärmemenge des Gebäudes an Wetterveränderungen anzupassen. Dadurch kann der Energieverbrauch der Heizung laut Unternehmen um bis zu 25 Prozent und damit auch die CO2-Emissionen des Gebäudes weiter reduziert werden.

Nachgefragt bei Tobias Flam, Director Sales bei Metr

„Durch die kontinuierliche Fernüberwachung der ­Anlagen können Fehl­einstellungen ­sofort ­identifiziert und Energieverschwendung verhindert werden.“ – Tobias Flam, Metr – Bild: Metr Building Management Systems GmbH

Wie sieht eine ressourcen-schonende Energiewirtschaft bei Neubauten aus?

Tobias Flam: In Neubauten findet man typischerweise eine höhere Dämmung sowie vorwiegend erneuerbare Energiequellen, wie Photovoltaik, Wärmepumpen oder Pellet- oder Hybridheizungen. Durch eine enge Vernetzung von Produzenten, Konsumenten und dem Energienetz ist eine deutlich effizientere und flexiblere Steuerung von technischen Anlagen möglich.

Welche Rolle spielt der Bestand?

Tobias Flam: In Deutschland sind mehr als 85 Prozent der Gebäude älter als 25 Jahre und mit veralteten Heizungsanlagen ausgestattet, die größtenteils fossil und im Blindflug betrieben werden. Über 80 Prozent des CO2-Fußabdrucks von Gebäuden wird durch das Heizen verursacht. Im Bestand liegt also ein riesiger Hebel für mehr Energieeffizienz und weniger CO2-Emissionen.

Wie kann ein effizientes Gebäude- bzw. Energiemanagement aussehen?

Tobias Flam: Im Bestand gibt es viele Möglichkeiten, wie z.B. die Optimierung der Dämmung oder den Austausch veralteter Heizungsanlagen durch neue. Deutlich weniger invasiv und kostenintensiv ist die digitale Vernetzung und Optimierung bestehender Heizungssysteme. Durch die kontinuierliche Fernüberwachung der Anlagen können Fehleinstellungen sofort identifiziert und Energieverschwendung verhindert werden. Darüber hinaus können die Heizungsanlagen auch vollautomatisch optimiert und Energieeinsparungen von bis zu 25 Prozent erreicht werden. Dies ist unabhängig vom Alter und Hersteller der Anlagen möglich. Wichtig ist, dass durch die Digitalisierung der technischen Anlagen im Gebäude Transparenz über alle Verbrauchs- und Betriebsdaten geschaffen wird, auf deren Basis dann die entsprechenden Maßnahmen abgeleitet werden.

Welche Hürden gibt es bei der Umsetzung?

Tobias Flam: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass den Verantwortlichen häufig Informationen über die in den Heizungskellern verbauten Anlagen fehlen. Ein oft sehr heterogener Immobilien- und Anlagenbestand ist eine weitere Herausforderung für die Branche. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der die Umsetzung zusätzlich erschwert.

Was für eine Rolle spielen hierbei Technologien wie Big Data und KI?

Tobias Flam: Die Verarbeitung großer Datenmengen wird durch KI deutlich erleichtert und es lassen sich schneller und automatisiert neue Erkenntnisse generieren, auf deren Basis dann entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. Unsere automatische Heizungsoptimierung beruht z.B. auf KI und optimiert datenbasiert mithilfe von Wettervorhersage-Daten und weiteren Variablen den Betrieb der Anlagen. Die thermische Masse der Gebäude wird optimal genutzt, Lastspitzen werden gemindert und der Energieverbrauch so deutlich reduziert.

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