Digitales Analyseverfahren für den Heizungskeller

Im digitalen Heizungskeller

Um einen Großteil der Heiztechnik in Deutschland ist es schlecht bestellt. Viele Anlagen sind alt und entsprechen nicht dem Stand der Technik. Und selbst wenn sie es tun: Auch neue Anlagen sind häufig falsch eingestellt und verbrauchen zu viel Energie. Hohe Heizkosten für Mieter und unnötige Belastungen für Umwelt und Klima sind die Folgen. An diesem Punkt setzt ein neues digitales Analyseverfahren an.

 (Bild: @mindscanner/Fotolia.com)

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Digitalisierung und Vernetzung – zwei Begriffe, über die aktuell viel diskutiert wird. Häufig geht es dabei um schnelles Internet in ländlichen Regionen und Lampen, die per Smartphone ausgeschaltet werden können. Das Themenfeld ist aber weit größer und bietet viele Möglichkeiten. So können Digitalisierung und Vernetzung im Bereich der Wohngebäude einen erheblichen Beitrag gegen die steigenden Kosten fürs Wohnen leisten und den Klimaschutz voranbringen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Analysesystem der Ewus GmbH, das das Berliner Unternehmen im Rahmen des Pilotprogramms Einsparzähler entwickelt hat.

Messen und übertragen

Das Problem, mit dem sich Ewus befasst hat, erscheint auf den ersten Blick schwer zu lösen: Häufig zahlen Mieter zu hohe Heizkosten, da die Heizkessel ihrer Wohngebäude regelungstechnisch nicht effizient betrieben werden. Dies ist auch schlecht für Umwelt und Klima, da mehr Energie und Ressourcen zum Heizen aufgewendet werden müssen, als nötig. Hausverwaltungen und Wohnungsunternehmen bekommen von diesem Problem meist gar nichts mit, da sie häufig nicht über die notwendige Messtechnik und das notwendige Know-how verfügen. Ewus hat deshalb ein vernetztes Analysesystem entwickelt, das dieses Problem beheben kann. Dafür rüstet das Unternehmen zunächst die erforderliche Messtechnik in der Heizungszentrale nach. Gemessen wird an den vorhandenen Gas-, Strom- oder Wärmemengenzählern. Bei Bedarf werden zusätzliche Temperaturfühler zur separaten Überwachung einzelner Heizkreise eingebaut. Damit die Messkosten so gering wie möglich ausfallen, kommt zusätzlich eine spezielle Software zur Geräteerkennung zum Einsatz. Auch Übertragungstechnik installiert das Unternehmen im Heizungskeller, sodass die Energieverbrauchsdaten und die erwarteten Einsparungen direkt auf den Bildschirmen der Wohnungsgesellschaft sichtbar gemacht werden können.

Visualisierung der Verbrauchsdaten (Bild: Ewus GmbH)

Visualisierung der Verbrauchsdaten (Bild: Ewus GmbH)

Analysieren und optimieren

Mit einer übersichtlichen und leicht zu bedienenden Analysesoftware werden dann die Einsparpotenziale der Anlage aufgedeckt. Auch über geeignete Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz informiert die Software. Und nachdem die Optimierungsmaßnahmen umgesetzt wurden, zeigt die Software die erzielten Einsparungen an – als sogenannter Einsparzähler. Die möglichen Einsparungen variieren zwischen drei und vier Prozent für nicht-investive Maßnahmen und bis zu 25 Prozent bei umfangreichen Modernisierungen mit entsprechenden Investitionen. Durchschnittlich liegen die Einsparraten bei vier bis zwölf Prozent.

Energieeffizienz als Geschäftsmodell

Ewus hat das Einsparzähler-Projekt als kombiniertes Kauf- und Dienstleistungsmodell konzipiert: Die Kunden kaufen das Messsystem und die Fernübertragungseinrichtung. Inbegriffen sind Lieferung und Montage der Systeme sowie die Energiemonitoring-Dienstleistung über eine Dauer von fünf Jahren. Das kombinierte Angebot wurde vor allem für Wohnungsgesellschaften entwickelt, die die Mieter ihrer Wohnanlagen selbst mit Wärme versorgen. Auch ausgegründete Tochterunternehmen, die im Auftrag der Wohnungsgesellschaft deren Mieter mit Wärme versorgen, gehören zur Zielgruppe. Wenn die Beschaffungskosten für die Primärenergie (Gas/Öl/Strom) durch die Einsparmaßnahmen gesenkt werden können, profitieren die Unternehmen in ihrer Funktion als Energieversorger.

Weitere Unternehmen können Sparmöglichkeit nutzen

„Das Projekt läuft sehr gut und wird von unseren Kunden auch sehr gut unterstützt“, sagt Stefan Scherz, geschäftsführender Gesellschafter der Ewus GmbH. Bereits sieben Unternehmen mit mehreren Hundert Heizungsanlagen nutzen das Analysesystem. „Leider ist es schwieriger als gedacht, die Wohnungsbaugesellschaften zu überzeugen, erst einmal Geld zu investieren, um dann davon für viele Jahre zu profitieren“, so Scherz weiter. Daher bietet das Unternehmen nun auch ein Miet-/Pachtmodell der Messtechnik an, sodass die anfängliche Investition entfällt. Es werden aktuell weitere Unternehmen gesucht, die die aufgezeigte Möglichkeit der Digitalisierung und Vernetzung in ihren Heizungskellern einsetzen. Sinkender Energieverbrauch, niedrigere Energiekosten und ein Beitrag zum Klimaschutz ist diesen Unternehmen sicher.

Pilotprogramm Einsparzähler

Gefördert vom Pilotprogramm Einsparzähler entwickeln aktuell über 30 Unternehmen und Konsortien innovative digitale Dienstleistungen, mit denen mehr als 30.000 Endkunden beim Energiesparen unterstützt werden sollen. Das Programm wurde 2016 vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) ins Leben gerufen, um einen Beitrag zu den Klima- und Effizienzzielen der Bundesregierung zu leisten. Es richtet sich an Energiedienstleister, die über digitale Plattformen innovative Geschäftsmodelle für Energieeffizienz entwickeln und in den Markt bringen. Hierbei können unterschiedlichste Endkunden adressiert werden. Die Projekte werden mit jeweils bis zu einer Million Euro unterstützt bei einer Förderquote von maximal 50 Prozent. Die Hälfte der gewährten Förderung wird erfolgsbasiert für nachweislich erzielte Energieeinsparungen ausgeschüttet. Förderanträge können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden, das das Programm Einsparzähler im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums administriert.

co2online gemeinnützige Beratungsgesellschaft mbH
www.bafa.de/esz , www.ewus.berlin

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