Ein gemeinsames Projekt: Dreißig Jahre KNX

Ein gemeinsames Projekt

Dreißig Jahre KNX

Hinter einem Erfolg steckt oft eine einfache, aber gute Idee. So wie bei KNX, dem System, das in diesem Jahr seinen dreißigsten Geburtstag feiert – und das ursprünglich Instabus hieß, danach EIB und dann Konnex. Das Unternehmen Gira blickt zurück auf die Rolle des deutschen Herstellerkreises sowie die Entwicklungsgeschichte des Bussystems und seiner eigenen KNX-Lösungen.

KNX ist ein Welterfolg: 500 470 Hersteller weltweit gehören zu diesem Netzwerk mit mehr als 8.000 intelligenten Produkten und zertifizierten KNX-Komponenten, etwa 90.000 System-Integratoren und geschulte KNX-Spezialisten installieren, parametrieren und programmieren Lösungen für vernetzte Gebäudeautomation im Smart Building. Gira war von Anfang an dabei. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

KNX ist ein Welterfolg: 500 470 Hersteller weltweit gehören zu diesem Netzwerk mit mehr als 8.000 intelligenten Produkten und zertifizierten KNX-Komponenten, etwa 90.000 System-Integratoren und geschulte KNX-Spezialisten installieren, parametrieren und programmieren Lösungen für vernetzte Gebäudeautomation im Smart Building. Gira war von Anfang an dabei. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

Dass KNX ein Erfolg ist, stellt heute niemand mehr in Frage. 500 470 Hersteller weltweit gehören zu diesem Netzwerk mit mehr als 8.000 intelligenten Produkten und zertifizierten KNX-Komponenten. Etwa 90.000 System-Integratoren und geschulte KNX-Spezialisten installieren, parametrieren und programmieren Lösungen für vernetzte Gebäudeautomation im Smart Building. Doch was heute der Standard der kabelgebundenen Bus-Systeme ist, war anfänglich nur eine Idee – wenngleich eine gute. In die Welt gebracht wurde sie von einem durchaus überschaubaren Kreis einiger Schalterhersteller aus Deutschland, genauer gesagt: fast alle aus dem Bergischen Land.

Ein gemeinsames Projekt

Die Pioniere von damals lassen sich benennen: Aus deutscher Sicht waren es – neben Gira – Berker, Jung, Merten und Siemens, die 1990 mit weiteren ausländischen Firmen die EIBA gegründet hatten, die European Installation Bus Association. Die Idee dahinter ist noch älter, denn schon 1987 hatten sich die Geschäftsführer dieser Unternehmen zu Vorgesprächen in der Entwicklungsgemeinschaft Instabus getroffen. Es ging um eine Zusammenarbeit mit dem Ziel, ein herstelleroffenes System zur Steuerung von Gebäudefunktionen zu schaffen. Das Besondere daran war das gemeinsame Vorgehen von Industrieunternehmen, die im Bereich der Elektroinstallation in einem direkten Wettbewerb standen (und heute immer noch stehen). Doch das Konkurrenzdenken stand zurück hinter dem Ziel, mit gemeinsamen Anstrengungen und gemeinsam finanzierter Entwicklungsarbeit einen Markt zu erschließen, der damals nur in sehr bescheidenen Ansätzen vorhanden war. Auf Seiten von Gira waren es vor allem die beiden Geschäftsführer Werner und Helmut Giersiepen, die in der Automation und Steuerung von Gebäuden im Privatbau eine große Chance sahen. Sie konnten dabei auf eine positive Erfahrung zurückgreifen, denn mit eingebunden in den Kreis der Schalterhersteller war auch die Insta, die bereits seit den 1970er Jahren gemeinsam Entwicklungsaufträge von Berker, Jung und Gira erhalten hatte – ein erfolgreiches Joint Venture also, auf dem man aufbauen konnte.

In einer Broschüre gibt Gira 1995 einen Vorgeschmack auf das zukunftssichere Smart Home mit KNX. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

In einer Broschüre gibt Gira 1995 einen Vorgeschmack auf das zukunftssichere Smart Home mit KNX. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

Herstelleroffenes System

Der Grundgedanke – ein herstelleroffenes System – hat bis heute Gültigkeit: Alle Entwicklungsdokumente, die ein Hersteller von KNX-Produkten benötigt, sind frei zugänglich, und zwar sowohl für die Großen als auch für kleine Nischenanbieter. Aus der Gruppe heraus hat dann Siemens den Entwicklungsauftrag und die auf fünf Jahre festgelegte exklusiven Lieferrechte für die Busankoppler erhalten. Vom Herstellerkreis wurde übrigens auch festgelegt, dass es für KNX eine einheitliche Programmiersoftware geben soll, die dann von der Dachorganisation bereitgestellt wurde – heute ist das die KNX Association. Entstanden ist so die standardisierte Engineering-Tool-Software (ETS), die ein Zusammenspiel der Komponenten verschiedener Hersteller sicherstellt und zu der es ab 1992 erste Anwenderschulungen gab.

Der erste KNX-Tastsensor von Gira steuerte bereits in den 90er Jahren Licht, Jalousie und Lüftung im Zuhause. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

Der erste KNX-Tastsensor von Gira steuerte bereits in den 90er Jahren Licht, Jalousie und Lüftung im Zuhause. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

Schon früh im Netz

Gira verfolgte vor allem die Idee, die Gebäudesteuerung zentral zu visualisieren und an das seit Ende der 1980er Jahre rasant wachsenden World Wide Web anzukoppeln – die Geburtsstunde des Gira HomeServers schlug 1998 und wurde anfangs von Markus Fromm-Wittenberg betreut. In der allerersten Version war das noch eine reine Software auf einer CD, die über Windows 95 auf einem Rechner lief und per Modem angesteuert werden konnte. Der HomeServer 2 besaß zwei Jahre später erstmals ein festes Gehäuse, lief mit Linux und konnte bereits über ISDN direkt ins Internet gehen – seinerzeit das erste Gerät, das eine Internetanbindung für die Gebäudetechnik bereitstellte. Die Fertigung der frühen HomeServer erfolgte ausschließlich bei der DaCom Database Computing GmbH, deren Anfänge in der Industrieautomation liegen und die sich seit 1995 auf Software für Haus- und Gebäudeautomation spezialisiert hatte. Ab der HomeServer-Version 3 wurde dann ein eigenes Gehäuse eingesetzt, DaCom war aber weiterhin für die Programmierung zuständig. Wichtig für Gira war die Kompatibilität der regelmäßigen Updates, was vor allem von den System-Integratoren geschätzt wird.

Das System wird mobil

Einen Schub für die Gebäudetechnik und den HomeServer bedeutete zweifellos die Einbindung erst von Handys, später dann von Smartphones. Letztere trugen wesentlich zur Beschleunigung der Bedienung und zur Verbesserung der Visualisierung bei, über das iPhone von Apple hielten auch die Apps Einzug in die Gebäudesteuerung. Auf der System-Integratoren-Tagung 2008 in der BMW Welt stellte Gira das Interface für den HomeServer vor, eine Bedienoberfläche, die nicht nur auf den Wandbediengeräten Control 9 und Control 19 läuft, sondern auch auf Smartphones und Tablets.

30 Jahre KNX – im Rückblick eine Erfolgsgeschichte

Neben dem HomeServer hat das Unternehmen 2017 den kompakten Server X1 auf den Markt gebracht, der dieses Jahr in seinem Funktionsumfang erweitert wurde. (Bild: GIRA Giersiepen GmbH & Co. KG)

Neben dem HomeServer hat das Unternehmen 2017 den kompakten Server X1 auf den Markt gebracht, der dieses Jahr in seinem Funktionsumfang erweitert wurde. (Bild: Gira Giersiepen GmbH & Co. KG)

Eine Geschichte, die aber auch Probleme aufwarf, wie Dipl.-Ing. Karl Harald Kleinert, Trainer der Gira Akademie, aus eigener Erfahrung weiß. Denn das Elektrohandwerk war auf diesen, auch technischen Sprung, der Gebäudeautomation nicht vorbereitet. Das Unternehmen entwickelte daraufhin verschiedene Lösungskonzepte, z.B. die Schulung eigener Vertriebsmitarbeiter speziell für die Gebäudetechnik, die sogenannten Vertriebsingenieure, die das Handwerk vor allem bei der Programmierung und Beratung unterstützen konnten. Ein wichtiger Hebel bei der Marktdurchdringung war außerdem das Konzept der Gira System-Integratoren, das 2005 Gestalt annahm. Hier versammelten sich Elektromeister und -planer, die schon früh das Potenzial von KNX als Marktzugangsschlüssel zum Smart Home erkannt hatten, und Ingenieurbüros, die aus dem Gewerbe- und Industriebau erprobte Lösungen auch in den Privatbau übertragen wollten. Hinzu kam eine Schulungsinitiative in allen Bereichen von KNX, die heute in der Akademie zusammengefasst ist. Hier hat trotz aller Anstrengungen aber die Zeit in die Hände gespielt. Denn ganz wesentlich zur Akzeptanz der intelligenten Gebäudetechnik beigetragen hat die allgemeine Entwicklung der modernen Kommunikation vom E-Mail bis zum Smartphone, deren alltäglicher Gebrauch stetig wuchs. Heute legt die berufsschulische Ausbildung ein ganz anderes und sehr viel breiteres Fundament und liefert damit ein Vorwissen, dass sich jeder aufgeschlossene Elektromeister zu Beginn von KNX noch mühsam erarbeiten musste. Karl Harald Kleinert fasst die 30 Jahre Entwicklung von KNX aus seiner Sicht zusammen: „Wenn ich diese Zeitspanne von ihrem Anfangs- und Endpunkt her betrachte, ist der Unterschied gewaltig. Während heute Gebäudetechnik für die Digital Natives das Selbstverständlichste von der Welt ist, so war es vor dreißig Jahren eine unserer ersten Aufgaben, dem Handwerker beizubringen, den PC als Werkzeug zu gebrauchen.“ Selbstkritisch merkt Kleinert aber auch an, dass bei allen Beteiligten fast ausschließlich der Elektromeister im Fokus der Vermarktung stand, während der Endkunde als treibende Marktkraft zu lange außer Acht blieb. Diese zu einseitige Tendenz hat das Unternehmen korrigiert, aktuell etwa durch einen neuen Markenauftritt, der primär auf den Endanwender zielt, was letztlich dem Elektrofachhandwerk zu Gute kommen soll.

Smart Home ist angekommen

Für Gira ist die Geschichte des KNX untrennbar mit der des HomeServers verbunden, der bis heute von Gira kontinuierlich weiterentwickelt und mit Updates versehen wird. Ihm zur Seite gestellt haben die Entwickler inzwischen den X1, der kompakte Server ist seit 2017 im Markt und wurde erst in diesem Jahr in seinem Funktionsumfang erweitert. Der Grund für einen neuen, zweiten Server war eine rationale Marktentscheidung mit dem Ziel, ein weiteres Marktsegment zu erschließen. Denn während der HomeServer auf das Premiumsegment des Smart Homes zielt, eignet sich der X1 eher für kleinere Objekte und weniger komplexe Lösungen. Denn inzwischen ist ein Smart Home kein Luxus mehr, sondern in der Breite angekommen. Die Entscheidung für den X1 basiert aber auch auf der Erkenntnis, dass für die Gira Gebäudetechnik bislang viele Softwaresysteme benötigt wurden. So entstand die Idee, parallel zum X1 den Gira Projekt Assistenten zu entwickeln. Diese Softwarelösung soll Schritt für Schritt die durchgängige Verbindung zwischen den einzelnen Systemen schaffen, etwa zum Sicherheitssystem Alarm Connect oder zur Türkommunikation – für den Elektromeister eine enorme Erleichterung.

GIRA Giersiepen GmbH & Co. KG
www.gira.de

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